Nach einer sehr langen Verletzungspause stand der 25-Jährige von Beginn an im Spiel gegen die Bayern auf dem Feld. Für den Mittelfeldspieler war es eine Partie mit Höhen und Tiefen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da ist es in der Gärtnerei von Brigitte und Werner Förster leicht turbulent zugegangen. „Unseren Laden können wir jetzt zumachen“, sagte die Chefin des Hauses damals mit einem Augenzwinkern. Denn ihr Sohnemann Philipp Förster hatte kurz zuvor per Billardtor den ersten VfB-Treffer beim 3:0-Sieg der Stuttgarter über den KSC erzielt. Und die Gärtnerei Förster, sie liegt nun mal in Sulzfeld im Landkreis Karlsruhe.

 

Zwölf Monate später wirft die Pandemie zwar auch auf das Geschäft mit Weihnachtssternen und Christbäumen ihre Schatten – doch immerhin macht der Fußball jetzt keinen Ärger mehr. Denn der Gärtnersohn Philipp Förster ist einen erheblichen Schritt weitergekommen in den vergangenen zwölf Monaten. Punktspiele gegen den Karlsruher SC wird es für ihn bis auf Weiteres nicht mehr geben.

Mehr noch: durch eine Gelbsperre und eine Mandelentzündung hatte der offensive Mittelfeldspieler in der Vorsaison gerade mal zwei Saisonspiele der Stuttgarter verpasst – ansonsten war der 25-Jährige Stammspieler und damit eine der Zweitliga-Säulen beim direkten Wiederaufstieg des VfB. Ja, Philipp Förster, der saß eindeutig auf dem aufsteigenden Ast.

Comeback nach langer Pause

Inzwischen ist der gebürtige Brettener gar ein Erstligaspieler. Beim 1:1 auf Schalke kam er Ende Oktober zu seinem ersten Kurzeinsatz für die Weiß-Roten. Nach einer langen Verletzungspause war er bereits der zwölfte Bundesliga-Debütant im jungen Kader der Stuttgarter. „Das war eine schwierige Zeit für mich, die sich sehr lange gezogen hat“, sagt Förster rückblickend über seine wochenlange Auszeit, nachdem er Ende August das Trainingslager in Kitzbühel aufgrund einer Verletzung des Schien- und Wadenbeins vorzeitig hatte verlassen müssen.

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Um wieder Spielpraxis zu bekommen, lief Förster zunächst auch für den VfB II in der Regionalliga auf. „Das hat Spaß gemacht und mich auf jeden Fall nach vorne gebracht“, sagt der Mittelfeldspieler.

Jetzt ist Förster körperlich wieder voll da. Gegen den FC Bayern am Samstag machte der 25-Jährige nun sein erstes Erstligaspiel von Beginn an. Dabei profitierte der beidfüßige Profi von einer Verletzung von Daniel Didavi (Hüfte). Der Routinier war eigentlich für die Startelf vorgesehen. Trainer Pellegrino Matarazzo setzte dann aber schnell entschlossen auf den einstigen VfB-Nachwuchsspieler, der in der Jugend etwa mit Bayerns Serge Gnabry in Cannstatt gekickt hatte. Mittelfeldspieler Förster agierte gegen den Meister als hängende Spitze hinter dem jungen Torschützen Tanguy Coulibaly, 19.

Auffälliger Auftritt

Ein eigener Treffer gegen die Münchner war Förster beim 1:3 derweil nicht vergönnt. Und so gehen noch Tage nach der Partie die Meinungen darüber auseinander, ob das Kraftpaket gegen den Rekordmeister eigentlich ein gutes oder schlechtes Spiel gemacht hat. Eines aber ist gewiss: Auffällig war der ehemalige Sandhausener, der im vergangenen Sommer für drei Millionen Euro auf den letzten Drücker vom Hardtwald an den Neckar gewechselt war, auf jeden Fall.

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„Philipp hat es sehr gut gemacht“, lobte sein Trainer Pellegrino Matarazzo hinterher: „Er hat auch seine defensive Aufgabe gut erledigt und war immer anspielbar.“ Chancen für im Idealfall drei Tore hatte Philipp Förster obendrein. Das war, nachdem er Silas Wamangituka bedient hatte, der wiederum Tanguy Coulibaly den Ball zum 1:0 querlegte. Zunächst schoss Förster aus kurzer Distanz am Tor vorbei, dann scheiterte er frei vor Bayern-Torhüter Manuel Neuer – und als er in der 39. Minute zum vermeintlichen 2:1 traf, da kassierte der Schiedsrichter Harm Osmers den Treffer letztlich per Videobeweis ein. „Ein Tor hätte ich machen müssen. Da bin ich selbstkritisch genug“, sagt Philipp Förster zu den ersten beiden Chancen.

Großer Konkurrenzkampf

Die Konkurrenz ist groß für ihn im 33-köpfigen VfB-Kader. Spieler wie Coulibaly, Wamangituka, Orel Mangala oder Mateo Klimowicz haben im Vergleich zu Zweitligazeiten aufgeholt. Gerade im Mittelfeld, wo auch die Platzhirsche Didavi (158 Bundesligapartien) und Kapitän Gonzalo Castro (392 Spiele) ihr Revier haben, ist das Gerangel groß. 15 Mittelfeldspieler von Lilian Egloff bis Wataru Endo stehen beim Aufsteiger unter Vertrag.

„Er ist vor dem Tor nicht so kaltschnäuzig wie etwa Nico Gonzalez“, sagt VfB-Sportdirektor Sven Mislintat über Förster: „Aber mit der physischen Komponente, seiner Laufleistung, den Sprints, den Tempoläufen, die er ins Spiel bringt sowie der Körperlichkeit und Aggressivität ist Philipp für uns ein wichtiger Faktor.“