Nach dem Brand eines Fachwerkhauses in Urbach benötigen nicht nur dessen Bewohner eine neue Bleibe. Auch zwölf Menschen, die in einem Nachbarhaus lebten, sind obdachlos geworden. Das Haus ist durch Löschwasser schwer beschädigt worden.

Urbach - Durch den Brand eines Fachwerkhauses im Ortskern von Oberurbach am Freitagvormittag, bei dem ein 62-Jähriger gestorben ist, sind nicht nur die Bewohner des Brandhauses obdachlos geworden. Weitere zwölf Menschen, die in einem Haus direkt hinter dem Brandort lebten, darunter ein nur vier Tage altes Baby, suchen nun ebenfalls eine neue Bleibe auf Dauer. Denn bei dem Feuerwehreinsatz wurde das im Besitz der Gemeinde Urbach befindliche Nachbargebäude durch Löschwasser ebenfalls massiv beschädigt. Ob dieses Haus noch bewohnbar sein wird, müsse nun zunächst ein Statiker klären, sagte Achim Grockenberger von der Gemeinde Urbach.

 

Brandhaus: Abbruch hat begonnen

Das Schicksal des Brandhauses hingegen war schon am Freitagnachmittag besiegelt: die ersten Abbrucharbeiten an dem verwinkelten Gebäude, das Urbachern als „Historischer Ochsen“ geläufig ist, waren da bereits angelaufen. In dem Haus besaß die Gemeinde Urbach eben jene Wohnung, in welcher das Feuer am Freitagmorgen aller Wahrscheinlichkeit nach ausgebrochen ist. Dort brachte die Kommune obdachlos gewordene Menschen unter. Sowohl die beiden 31 und 52 Jahre alten Verletzten, die sich in einem Krankenhaus befinden, als auch der beim Brand gestorbene Mann hätten gemeinsam in dieser Wohnung gelebt, bestätigte Grockenberger.

Alle unverletzten Bewohner des Brandhauses – zwei Familien und eine junge Frau – hat die Gemeinde kurzfristig anderweitig unterbringen können. Eine fünfköpfige Familie darf in die derzeit leere Hausmeisterwohnung von Schloss Urbach ziehen. Eine vierköpfige Familie mit zwei Kleinkindern im Alter von fünf Monaten und zwei Jahren kommt in einer Ferienwohnung unter.

Sachspenden willkommen

Nach dem Unglück sucht die Gemeinde Urbach nach langfristigen Lösungen für die Bewohner des abgebrannten Hauses. Wer helfen kann und will, wer Sachspenden abzugeben hat oder eine freie Wohnung anbieten kann, soll sich an die Gemeinde wenden unter grockenberger@urbach.de oder per Telefon unter 0 71 81/80 07 36.

Die Feuerwehr war von Hausbewohnern kurz vor 7.30 Uhr alarmiert worden. Mehr als 80 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Urbach, Plüderhausen, Schorndorf, Fellbach und Welzheim, 22 Polizeibeamte sowie zahlreiche Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und Sanitäter waren wenig später vor Ort. Die Zufahrtsstraßen zur Beckengasse wurden abgesperrt, ebenso die Beckengasse, in der die Häuser dicht nebeneinander gebaut sind, so dass die Gefahr bestand, dass die Flammen auf andere Gebäude übergreifen.

In der Beckengasse selbst stand am Freitagvormittag Löschfahrzeug an Löschfahrzeug, unzählige Schläuche schlängelten sich am Boden. Feuerwehrleute mit Atemschutzausrüstung waren beim Brandhaus zugange, über dem eine große Rauchwolke hing. Vom Dachstuhl war gegen 10 Uhr nur ein verkohltes Gerippe übrig, die Hausfassade neigte sich bedrohlich schief zur Straße. Die Polizei setzte über dem Unglücksort eine Drohne ein, um den Brandverlauf besser ermitteln zu können. Das betroffene Gebäude sei extrem verwinkelt, was die Arbeit der Einsatzkräfte noch erschwerte, berichtete der Polizeisprecher Ronald Krötz. Bis zu deren Eintreffen hätten Nachbarn bereits Leitern an das brennende Haus angelegt, um Bewohnern die Flucht zu ermöglichen.

Brandursache noch unbekannt

Gegen 13 Uhr war die Feuerwehr immer noch mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Die Kriminalpolizei ging zu diesem Zeitpunkt bereits davon aus, dass das Feuer in der von drei Männern bewohnten Sozialwohnung im zweiten Obergeschoss ausgebrochen war. Zur Ursache des Brandes werde weiter ermittelt, sagte Ronald Krötz – es gebe aber nach dem bisherigen Erkenntnisstand keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandlegung. Der Schaden an dem Gebäude betrage nach den ersten Schätzungen mindestens 200 000 Euro.

„Das war der größte Einsatz in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr in Urbach“, sagte die Bürgermeisterin Martina Fehrlen am Freitag: „Es war schrecklich.“ Zum Glück habe die Feuerwehr das Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude verhindern können.