Ist die Bundeskanzlerin Angela Merkel Schuld an den Anschlägen von Brüssel? Das behauptet eine CDU-Politikerin in einem Facebook-Post - und ruderte rasch zurück. Auch AfD-Politiker mussten für ihre Social-Media-Beiträge zum Brüsseler Terror Kritik einstecken.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Ist der der Post auf Facebook tatsächlich von Vera Lengsfeld? Zweifel waren angebracht, zu monströs ist die Aussage. Der mittlerweile gelöschte Post auf der Facebook-Seite der ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordnete gab Angela Merkel die Schuld an den Terroranschlägen von Brüssel. Die Bundeskanzlerin habe „alles dafür getan, dass der Terror in Europa Fuß fassen kann“, stand da.

 

Vera Lengsfeld bestreitet inzwischen die Echtheit des Posts. Sie schreibt, „dass dieser Post nicht von mir stammt, sondern von einer meiner Facebook-Freundinnen“. Der Beitrag war dann auch von ihrer Seite gelöscht worden. Diese Aussage ist allerdings befremdlich, weil der Post auf ihrer Seite stand – also von ihr selbst oder einem Mitarbeiter gemacht worden sein muss, oder von jemand der sich Zugang zum Admin-Bereich der Seite verschafft haben müsste.

„Pietätlos und völlig daneben“

Auch Lengsfelds Partei scheint keine Zweifel an der Echtheit des Post zu haben. „Diese Äußerung ist pietätlos und völlig daneben“, heißt es aus der CDU-Bundesgeschäftsstelle.

Aktuelle Berichte zum Terror in Brüssel finden Sie hier

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die CDU-Politikern kritisch zu Merkels Flüchtlingspolitik äußert. Der „Preußischen Allgemeinen Zeitung“, dem Organ der Landsmannschaft Ostpreußen, sagte sie vor einigen Monaten: „Die CDU, der ich beigetreten bin 1996, die gibt’s nicht mehr, und zwar restlos nicht mehr.“ Lengsfeld saß von 1990 bis 2005 im Bundestag, zuerst für die Grünen, von 1996 an für die CDU.

Applaus bekommt der Beitrag Vera Lengsfeld aus der rechtspopulistischen Ecke. Die Pegida-Bewegung teilte den umstrittenen Facebook-Post auf ihrer Seite. Der Kommentar: „Vera Lengsfeld bringt es auf den Punkt!“

Posts von AfD-Politikern

Aber nicht nur Lengsfeld erregt mit ihrem Post über die Anschläge in Brüssel die Gemüter. Auch Marcus Pretzell und Beatrix von Storch, zwei Europaparlamentarier der AfD, meldeten sich über die sozialen Netzwerke zu Wort – von Mitleid für die Opfer allerdings keine Spur.

Pretzell war einer der ersten, der über Twitter die Nachricht von den Anschlägen verbreitete. „Vor meiner Haustür. Ich bin es so leid“, schrieb Pretzell. Einen Tweet der „Zeit“, die twitterte, dass die Trauer jetzt größer sein möge, als die Angst, kommentierte Pretzell mit: „Nein diesmal nicht wie jedes Mal! Es reicht.“ Die AfD-Chefin Frauke Petry leitete den Tweet ihres Kollegen und Lebenspartners dann auch direkt an ihre eigenen Follower weiter.

Kein Funken Mitleid

Auch Beatrix von Storch war offensichtlich in Brüssel. Sie schrieb an ihrer Follower: „Viele Grüße aus Brüssel. Wir haben soeben das Parlament verlassen. Hubschrauber kreisen. Militär rückt an. Sirenen überall. Offenbar viele Tote am Flughafen und am Zentralbahnhof. Hat aber alles nix mit nix zu tun.“

Die Reaktionen auf die beiden Posts ließen nicht lange auf sich warten. Twitternutzer regten sich darüber auf, dass die blutigen Anschläge von beiden für ihre politische Propaganda ausgenutzt wurden.

Einer der Kommentare über die Aussage von Beatrix von Storch: „Pfui Teufel! Sie sind eine Schande für Deutschland.“

Auch Marcus Pretzell muss sich vorwerfen lassen, dass er Kapital aus den Attentaten ziehen will: