Nach den Ausschreitungen in der Stuttgarter City sollen bestehende Integrationsprojekte einer „kritischen Bestandsaufnahme“ unterzogen werden, sagt Stuttgarts Sozialbürgermeisterin. Neue Konzepte gibt es längst.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Nach den Krawallen in der Stuttgarter City, an denen nach bisherigen Erkenntnissen viele junge Männer mit Migrationshintergrund beteiligt waren, hat Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) eine „kritische Bestandsaufnahme“ bestehender Integrationsmaßnahmen angekündigt. Die Frage sei, welche der Projekte griffen und welche nicht, ob diese gegebenenfalls „zu hochschwellig“ seien, so dass sie bestimmte Migrantengruppen nicht erreichten.

 

Zuvor hatte der Leiter des Jobcenters, Jürgen Peeß, im Sozialausschuss des Rats erklärt, man habe vor einigen Jahren zur Integration von Geflüchteten bewusst eine eigene Abteilung aufgebaut. Deren Mitarbeiter seien über Fragen von Vermittlung und Qualifikation hinaus auch Ansprechpartner für viele andere soziale Themen dieser Menschen. Für junge Geflüchtete sei der Ausbildungscampus an der Jägerstraße eine wichtige Anlaufstelle, die einen erfolgreichen Beitrag zur Integration leiste. Aber auch Jürgen Peeß stellt sich die Frage: „Wie erreichen wir die anderen, die frustriert sind?“ Unter den bei den Krawallen Festgenommenen waren auch etliche junge Geflüchtete.

Projekte mit „Beteiligungsorientierung“

Bereits vor den Krawallen hat die Abteilung Integration und Teilhabe neue Projekte konzipiert, die für junge Migranten wie die jetzt in den Fokus geratene Gruppe gedacht sind, erklärte Abteilungsleiter Jochen Wacker. Rund 7000 Geflüchtete werden gegenwärtig im Jobcenter betreut. Von diesen sind laut Wacker rund 4700 erwerbsfähig, darunter 1800 Jugendliche und junge Erwachsene.

Etwa 95 Prozent von diesen zeigten einen guten „Integrationswillen“, erklärte Jochen Wacker, diese Botschaft ist ihm wichtig. „Nur mit fünf Prozent tun sich unsere Mitarbeiter schwer.“ Diese seien unzuverlässig, teils auch verhaltensauffällig, etwa wegen psychischer Probleme oder Drogenkonsums. Mit diesen soll die Integrationsarbeit intensiviert werden, man stehe schon vor der Ausschreibung der Projekte. Wacker setzt dabei auf „Beteiligungsorientierung, nicht auf Sanktionierung“. Und es sollen sogenannte Peers eingesetzt werden, also andere Geflüchtete ähnlichen Alters, die eine Verbindung zu den teils auch alleinstehenden und isolierten jungen Leute aufbauen können.