Politik machen ohne zu lügen – in Großbritannien will die Labour-Partei dieses Versprechen einlösen. Aber geht das heute überhaupt noch? Längst sei das Ringen um Wahrheit und Lüge zum globalen Kampf geworden, sagt unsere Kolumnistin Elisabeth Kabatek.

Der Abend, an dem die Labour-Abgeordnete Jess Phillips in einem Theater an der Grenze zu Nordwales ihr Buch vorstellt, wird von einer Lüge überschattet. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn das Buch den Titel „Let’s be honest. Truth, lies and politics“ trägt, also etwa, „Lasst uns ehrlich sein. Wahrheit, Lügen und Politik.“ Die Lüge hat Großbritannien in den Grundfesten erschüttert. Eine Woche zuvor sind drei kleine Mädchen in Southport beim Tanzunterricht erstochen worden. Über die sozialen Medien verbreitet sich blitzschnell, der Täter sei ein muslimischer Asylbewerber, woraufhin ein rechter Mob auf die Straßen stürzt, Steine wirft, Muslime und ihre Moscheen angreift und Polizeibeamte verletzt. Die Täter werden von weiteren Lügen angeheizt, die beispielsweise vom Rechtspopulisten Nigel Farage, aber auch von Elon Musk auf seinem Nachrichtendienst X verbreitet werden.