Unsere Sprache enthält viele Begriffe, die einem vielleicht geläufig, nicht aber unmittelbar verständlich sind. Woher kommt zum Beispiel der Ausdruck Rädelsführer?

Stuttgart - Nach den nächtlichen Unruhen am 29. Mai rund um die Freitreppe am kleinen Schlossplatz in Stuttgart sprach die Polizei von „Rädelsführern“, die die dort versammelte Menge der jungen Leute angestachelt hätten. Ein Begriff, der aus der Zeit gefallen scheint. Und das ist er in gewissem Sinne auch.

 

Es begann im 16. Jahrhundert

Nach Jugendsprache klingt er jedenfalls nicht. Es sei denn, man meint die Jugendsprache des 16. Jahrhunderts. In jener Zeit liegen jedenfalls die Ursprünge des Rädelsführers. Wie das Lexikon weiß, war der Rädelsführer ursprünglich ein „Rädleinsführer“, der eine Gruppe Landsknechte anführte, die in kreisförmiger Formation antraten und damit ein „Rädlein“ bildeten. Es handelte sich dabei um keine regulären Soldaten, Rädleinsführer standen daher auch in einem zweifelhaften, meist negativen Ruf. Dieser schlechte Ruf verfestigte sich über die Jahrhunderte. Irgendwann waren Rädelsführer generell Aufrührer, Aufwiegler, Hintermänner oder - wie jetzt im Falle von Stuttgart - Unruhestifter.

Der Rädelsführer im Strafgesetzbuch

Auch im Strafgesetzbuch hat sich der Begriff gehalten. Rädelsführer ist laut Rechtslexikon.net eine Person, die geistig oder körperlich eine führende Rolle in einer Gruppe von Personen einnimmt. Die Eigenschaft als Rädelsführer kann demnach „strafbegründendes oder strafverschärfendes Tatbestandsmerkmal sein“.