Der Wahlsieg von Kai-Uwe Ernst in Auenwald überrascht in seiner Deutlichkeit – und hat wohl mehrere Gründe. Der 26-Jährige hatte mehr als die Hälfte der Wähler von sich überzeugen können.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Auenwald - Die Zahlen sprechen für sich: Die Hälfte der Wähler hat sich in Auenwald für Kai-Uwe Ernst als neuen Bürgermeister entschieden. Ein Ergebnis, das Beobachter so deutlich nicht erwartet hatten. Und das, obwohl es im Wahlkampf ordentlich geknistert hatte. So hatte es im Vorfeld Kritik am Amtsinhaber Karl Ostfalk gegeben. Ihm wurde vorgeworfen, er habe für die Kandidatin Yvonne Bader, Auenwalds Hauptamtsleiterin, Partei ergriffen. „Dabei habe ich nur wertfrei gesagt, dass die Fakten für sie sprechen“, verteidigt sich der scheidende Schultes mit Blick auf den beruflichen Hintergrund der 49  Jahre alten Diplom-Verwaltungswirtin.

 

Eine Wahlparty bleibt wegen Corona aus

Bader war im zweiten Wahlgang gewissermaßen eingesprungen, nachdem Ostfalk nach 16 Jahren im Amt und dem ersten Wahlgang seinen Verzicht aus familiären Gründen erklärt hatte. Als „Ostfalk 2.0“ wollte Bader zwar nicht verstanden werden – gut möglich, dass die Wähler dies anders sahen. Nicht zu übersehen war am Wahlabend jedenfalls, dass Karl Ostfalk mit der enttäuschten Hauptamtsleiterin mitfühlte.

Auch wenn er sich vom Wahlergebnis überrascht zeigte, gratulierte der Noch-Schultes dem jungen Wahlgewinner. Dieser zeigte sich überzeugt, dass das – auch für ihn überraschende – Wahlergebnis den Wunsch der Auenwälder nach Veränderung widerspiegele. Eine Wahlparty habe es nicht gegeben, sagte der 26 Jahre alte Finanzwirt am Tag danach – „aber wir haben daheim angestoßen, und heute stand das Telefon gar nicht still.“

Im Internet sorgt ein Gerücht für Trubel

Auf Kandidatenebene sei der Wahlkampf fair gewesen, resümiert Yvonne Bader. Warum der Vorsprung des viel jüngeren Wahlsiegers so groß geworden sei, darüber könne man nur spekulieren. Möglicherweise sei ihr Wahlkampf einfach zu kurz gewesen, sagt Bader, die erst im zweiten Wahlgang angetreten war. So habe sie sich nicht wie die anderen Kandidaten auf den offiziellen Podiumsveranstaltungen präsentieren können.

Am Abend vor der Wahl habe ein Mann per E-Mail und in den sozialen Medien „unhaltbare Behauptungen“ über ihre Vorgeschichte verbreitet. „Ich verstehe nicht, warum man zum Schluss noch so eine Schärfe hineinbringen musste“, sagte Bader dazu. Die Behauptungen seien von Mitgliedern des Gemeinderats entkräftet und vom Urheber aus dem Netz genommen worden. Dass der Mini-Shitstorm sie ein paar Stimmen gekostet habe, könne durchaus sein – „aber für das Ergebnis war das nicht ausschlaggebend“, vermutet Yvonne Bader.

Lesen Sie hier unseren Bericht vom Wahlabend

Sie habe Kai-Uwe Ernst gratuliert und hoffe jetzt auf eine gute Zusammenarbeit – immerhin wäre sie als Hauptamtsleiterin künftig Ernsts rechte Hand. Dieser wird am 11. Mai sein Amt von Karl Ostfalk entgegennehmen.