Nach der ersten Bürgerversammlung sorgt das Nationalpark-Gutachten weiter für Diskussionen. Pro Bahn vermisst ein Konzept für den öffentlichen Nahverkehr. Und die Befürworter fühlen sich missverstanden.

Stuttgart - Die erste Bürgerversammlung zum Gutachten über den geplanten Nationalpark im Nordschwarzwald hat die Debatte angeheizt. Der Fahrgastverband Pro Bahn warf den Gutachtern ein gravierendes Versäumnis vor: In der 1200 Seiten umfassenden Studie werde der öffentliche Verkehr mit keiner Silbe erwähnt, kritisierte er am Mittwoch in Stuttgart. Nach Ansicht des Naturschutzbundes Nabu wird den lautstarken Gegnern des Nationalparks zu viel Beachtung zuteil. Dabei werde übersehen, dass es in der Region auch etliche Befürworter des Projekts gebe.

 

Die Landesregierung setzt weiterhin auf Aufklärung. Im Internet ist jetzt eine Video-Aufzeichnung der Bürgerversammlung eingestellt worden (www.schwarzwald-nationalpark.de). Außerdem kann dort das Gutachten in voller Länge nachgelesen werden. Dargestellt sind die drei möglichen Gebiete für den Nationalpark. Über den Standort wird nach Angaben von Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) erst im Gesetzesverfahren entschieden, ebenso über die Art der Finanzierung und der Verwaltung des Projekts.

Für den Fahrgastverband spielt die Frage, wie Touristen in den Nationalpark kommen, eine wichtige Rolle. Deshalb forderte er ein „überzeugendes Konzept für den öffentlichen Verkehr, das ein flächendeckendes und zeitlich ausgeweitetes Angebot macht.“ Davon sei zurzeit wenig zu sehen. „Eine durchgehende Buslinie auf der Schwarzwaldhochstraße mindestens im Stundentakt wäre dringend notwendig, gibt es aber nicht.“ Die Folge sei, dass an sonnigen Tagen etwa der Mummelsee von Autos und Motorrädern belagert werde. „Dies steht in starkem Kontrast zur ökologischen Zielsetzung und den angekündigten touristischen Chancen, die durch den Nationalpark erwartet werden.“

Der Nabu wies darauf hin, dass er bei der ersten Bürgerversammlung in Bad Wildbad (Kreis Calw) mehr als 400 Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Nationalpark Schwarzwald“ unter den etwa 1000 Besuchern verteilt habe. Diese Herzen seien auch während der Veranstaltung immer wieder als Sympathie-Bekundung hochgehalten worden, sagte ein Sprecher. „Die Nationalparkfreunde haben den Ausführungen des Ministers und der Gutachter aufmerksam zugehört und sind darum nicht durch Pfiffe und Schreie aufgefallen.“

Weitere Bürgerversammlungen sind am 16. April in Ottenhöfen, am 17. April in Freudenstadt und Baiersbronn, am 22. April in Rastatt sowie am 29. April in Baden-Baden geplant. In Ottenhöfen wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet.