Dem mexikanischen Drogen-Boss und Chef des Sinaloa-Kartells droht die Auslieferung an die USA. Nach seiner spektakulären Flucht hatte er den Hollywood-Star Sean Penn zum Interview empfangen.

Korrespondenten: Klaus Ehringfeld (ehr)

Mexiko Stadt - Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall – beziehungsweise der Festnahme. Am Wochenende nach der neuerlichen Verhaftung von Mexikos meistgesuchtem Verbrecher Joaquín Guzmán kamen die Details des spektakulären Zugriffs ans Licht. Laut Generalstaatsanwältin Arely Gómez fiel der mächtigste Kokainkönig des Globus auch seiner Eitelkeit zum Opfer. Eine der vielen Spuren zu „El Chapo“ (Der Kurze) sei die über Filmproduzenten und Schauspielerinnen gewesen, die Guzmán über seine Anwälte kontaktiert habe. Denn der 58 Jahre alte kleine Mann mit dem großen Ego wollte einen Film über sein Leben drehen lassen. Deshalb traf er sich auch mit dem Hollywood-Star Sean Penn zum Interview – ein Treffen, das die Fahnder auf seine Spur brachte und über das Penn auf der Homepage des „Rolling Stone“ berichtet.

 

Nun müssen andere das Drehbuch zu Ende schreiben. Es endet filmreif, in einer Art, die einem James-Bond-Klassiker zur Ehre gereichen würde: eine Flucht durch einen eigens angelegten Tunnel in einem seiner Häuser in der Küstenstadt Los Mochis im Nordwesten Mexikos, das Auftauchen an die Oberfläche durch einen Kanaldeckel, ein gekapertes Auto und dann die Festnahme. Sechs Stunden dauerte diese Verfolgungsjagd wohl. An deren Ende stand ein vierzigminütigem Feuergefecht in einem Hotel zwischen Marinesoldaten auf der einen und Leibwächtern von Guzmán sowie Pistoleros seines Sinaloa-Kartells auf der anderen Seite. Bilanz: fünf Tote Leibwächter. Ausbeute für die Regierung: sechs Festnahmen und der so lang gesuchte Bösewicht in Handschellen, schmierigem Polohemd und Jogginghosen.

Wird El Chapo an die USA ausgeliefert?

Aber die wichtigste Frage muss erst noch beantwortet werden. Was passiert jetzt mit dem Chef der größten Drogenorganisation Mexikos und einem der globalen Großkriminellen? Zunächst einmal wurde Guzmán wieder in das Gefängnis El Altiplano verfrachtet, aus dem er am 11. Juli durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel augebüchst war. Dieses Mal – so heißt es – bekommt seine Zelle einen extra verstärkten Boden, damit er nicht noch einmal einen Tunnel graben kann.

Seither rätselt das Land: Wird er an die USA ausgeliefert oder bleibt er in Mexiko und wird in seiner Heimat vor Gericht gestellt? Noch am Freitag äußerte sich Präsident Enrique Peña Nieto bei einer Ansprache an die Bevölkerung nicht zu dem Thema, das die sensible Themen Souveränität und Nationalstolz berührt. Aber will der Staatschef eine erneute Flucht Guzmáns aus einem mexikanischen Gefängnis und eine weitere Demütigung riskieren?