Julian Assange ist kein Held der Informationsfreiheit – zumindest nicht in eigener Sache. Gleichwohl ist manches, was ihm US-Ankläger jetzt zur Last legen, vielleicht eher verdienstvoll als strafwürdig.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Der Krimi um die Festnahme des Hacker-Heroen Julian Assange bietet Stoff für Verschwörungstheorien. Anfällig dafür sind ja nicht wenige derer, die Assange noch für einen Märtyrer im Kampf um die Informationsfreiheit halten. Mysteriös ist die Rolle, die er im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf spielte, und die Frage, von wem er sich da womöglich instrumentalisieren ließ. Dubios sind die Umstände und eventuelle Einflüsse aus den USA, die Ecuadors Regierung veranlassten, dem prominenten Botschaftsgast das Asyl zu kündigen. Auch über die Tatsache, dass ausgerechnet die russische Regierung ein gutes Wort für Assange einlegte, ließe sich trefflich spekulieren. Moskau ist bisher jedenfalls nicht als Hauptstadt der Rechtsstaatlichkeit bekannt.

 

Assanges Karriere vom Helden der Informationsfreiheit zum Abschiebehäftling wirft viele Fragen auf – zu denen er selbst Antworten schuldig geblieben ist. Transparenz hat er stets nur von anderen eingefordert, sie aber versagt, wenn es um seine Verstrickungen geht. Dieser Mann ist keine Lichtgestalt, auch wenn er und seine Plattform Wikileaks dem Zweck verfolgten, düstere Ecken der Politik auszuleuchten. Die Zeit der Selbstgerechtigkeit ist für Assange vorbei. Jetzt muss er auf Gerechtigkeit hoffen. Ein Verfahren in den USA birgt jedoch auch für die dortige Regierung Risiken.