Ein
externes Beratungsbüro soll Entscheidungshilfe leisten bei der Frage, welche Gymnasien im Raum Geislingen es künftig geben soll. Im Zentrum steht die Frage, ob das marode Michelberg-Gymnasium überhaupt noch eine Zukunft hat.

Geislingen - Wie soll es weitergehen mit den allgemeinbildenden Gymnasien im Raum Geislingen? Diese Frage wird öffentlich diskutiert, seit Ende Januar bekannt wurde, dass für eine Sanierung oder einen Neubau des maroden Geislinger Michelberg-Gymnasiums kein Geld im kommunalen Haushalt vorhanden ist.

 

Die Nachricht, dass die Schule vor dem Aus steht, entfachte einen Sturm der Empörung in der Bevölkerung. Das Schulgebäude hat zwar nach dem Hilfsversprechen von Kultusministerin Susanne Eisenmann sowie zusätzlichen provisorischen Brandschutzmaßnahmen eine Schonfrist erhalten und kann mindestens bis Ende des Schuljahres 2021 genutzt werden. Doch an der Gesamtsituation hat sich nichts verändert – im Gegenteil: Aufgrund der Corona-Krise und den zu erwartenden weiteren Einbrüchen bei der Gewerbesteuer dürfte Geislingens finanzielle Lage noch prekärer werden.

Die externen Berater sollen Neutralität gewährleisten

Ob es doch noch eine Zukunft für das MiGy geben kann, ob stattdessen das Helfenstein-Gymnasium in der Oberen Stadt erweitert wird oder gar ein Gymnasium im Täle entstehen könnte, sind Überlegungen, mit denen sich in den kommenden Monaten ein externes Beratungsbüro beschäftigen soll.

Eine Arbeitsgruppe, besetzt mit den MiGy- und HeGy-Schulleitern sowie Vertretern des Landkreises, der Umlandkommunen, der Stadt Geislingen und des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart, hat im April beschlossen, sich für diese Aufgabe Hilfe von außen zu holen. Die Idee sei bereits im März bei einem Treffen aller Akteure entwickelt worden, erklärte Jonica Sperling von der Geislinger Stadtverwaltung am Montag.

Auf Nachfrage erläuterte sie die Hintergründe: „Ein externes Beratungsbüro wird zur Wahrung der Neutralität herangezogen. Viele, teilweise widerstreitende Interessen müssen zu einer fundierten Lösung geführt werden, welche möglichst allen Wünschen und Möglichkeiten Rechnung trägt.“ Ein externes Büro könne aufgrund seiner Neutralität ohne Eigeninteressen nach Abwägung aller Argumente eine sachgerechte Lösung vorschlagen.

Die Ergebnisse sollen nach der Sommerpause vorliegen

Drei Büros habe man auf Empfehlung des RP und der Kreisverwaltung angefragt und um Abgabe eines Angebotes gebeten, so Sperling. Die Frist endete diesen Montag; am Mittwoch kamen die Mitglieder der Arbeitsgruppe zusammen, um sich die Angebote anzuschauen. Die Zeit drängt, denn im Herbst stehen die nächsten Informationsveranstaltungen für Eltern an, deren Kinder auf die weiterführenden Schulen wechseln wollen. Dann, sagt Jonica Sperling, „müssen wir wissen, wie es weitergeht“. Die Ergebnisse der Berater müssten deshalb nach der Sommerpause vorliegen. Sie seien dann die Grundlage für die Entscheidung der kommunalen Gremien. Die Aufgabe der Berater hatte die Stadtverwaltung bereits in einer Pressemitteilung vom April skizziert: Ziel sei es, „die fehlgeschlagene Sanierung beim Michelberg-Gymnasium und die daraus folgenden schulorganisatorischen, baulichen, finanziellen und pädagogischen Entscheidungen“ unabhängig und ergebnisoffen aufzubereiten und zu begutachten. Es gehe dabei ausschließlich um den Blick nach vorne und nicht etwa um eine Aufarbeitung der gescheiterten Sanierung, präzisiert Jonica Sperling auf Nachfrage.

Auch die Stimmungslage der Bürger wird berücksichtigt

Alle bisher diskutierten Optionen für das MiGy – Rückbau und erneute Sanierung oder Neubau an derselben oder anderer Stelle –, aber auch für ein Gymnasium im Täle sollen untersucht werden. Das Büro werde von allen Kommunalverwaltungen und dem Regierungspräsidium mit Daten unterstützt. Neben den Fakten werde auch die Stimmungslage der Bürger berücksichtigt. Die Öffentlichkeit soll bereits während des Prozesses auf dem Laufenden gehalten werden – „diese Öffentlichkeitsbeteiligung ist uns wichtig und wurde auch in der Ausschreibung aufgeführt“, sagt die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung.

Wie hoch die Kosten für das Beratungsbüro sind und wer diese trägt, könne man noch nicht sagen, erklärt Jonica Sperling. Vorstellbar sei beispielsweise eine Aufteilung der Kosten unter den Schulen, gestaffelt nach der Schülerzahl, nach Vorbild eines ähnlichen Prozesses in Ludwigsburg.