Die Umgestaltung der oberen Ortsmitte, Wohnungsbau und die Kinderbetreuung sind die großen Herausforderungen für den neuen Denkendorfer Gemeinderat.

Noch dominiert rund um die „Ochsenkreuzung“ in der Mitte Denkendorfs der Autoverkehr. Breite Straßen, viel Asphalt und wenig Grün prägen das Bild, wo Esslinger, Berkheimer, Schnellenstraße und Schäfersteige zusammentreffen. Das soll sich ändern. Der Bereich rund um Schafhaus und Gasthaus „Ochsen“ soll so umgestaltet werden, dass er mehr Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit bietet. Zugleich soll dadurch der lokale Einzelhandel gestärkt werden.

 

Denn dieser kränkelt seit vielen Jahren in Denkendorf. Immer mehr Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs haben in den letzten Jahren auch in der Oberen Ortsmitte geschlossen. Vorschläge eines Landschaftsplaners für die Umgestaltung liegen auf dem Tisch, die endgültige Entscheidung muss der neue Gemeinderat treffen. Geplant ist, den Straßenraum für Autos einzuengen und an manchen Stellen, wie etwa beim Schafhaus, einen Platzcharakter mit Sitzgelegenheiten zu schaffen. Zugleich sollen klarere und damit sicherere Wegeverbindungen entstehen.

Beim Stellenwert von Parkplätzen gibt es unterschiedliche Ansichten

Der FWV-Fraktionsvorsitzende Frank Obergöker hält es für möglich, dass eine attraktive Gestaltung positive Effekte auf den Einzelhandel haben kann. Barbara Fröhlich, Sprecherin der SPD im Gemeinderat, wünscht sich eine Förderung der Ansiedlung attraktiver Ladengeschäfte. „Bisher liegt der Fokus stark auf dem fließenden Autoverkehr, was sich ändern muss, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger“, betont Obergöker. Gleichzeitig müsse sichergestellt sein, „dass die wenigen verbliebenen Geschäfte weiterhin gut mit dem Auto erreichbar sind und ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.“

Um die Nahversorgung dort weiterhin zu gewährleisten, dürfe kein PKW-Stellplatz wegfallen, fordert CDU-Fraktionschef Peter Nester. Grünen-Sprecher Matthias Schöllkopf wünscht sich, dass das Areal attraktiv für die Kunden des Einzelhandels wird und gleichzeitig durch viel Grün und Barrierefreiheit ein Ort zum Verweilen entsteht. Den Verlust an Parkplätzen kann er verschmerzen. Dank Umstrukturierungen habe man es inzwischen geschafft, die gleiche Anzahl von Stellplätzen zu erhalten, kündigt der Bürgermeister Ralf Barth Änderungen an der Planung an.

Wohnungen vor allem auch für Familien und Menschen mit geringerem Einkommen sind in Denkendorf Mangelware. Zwei neue Wohngebiete sollen in den nächsten Jahren erschlossen werden: Das Gebiet Wasserreute am nördlichen Ortsrand und das Quartier, in dem heute noch der Gemeindebauhof seinen Sitz hat. „Unser Fokus liegt dabei darauf, sozialen und bezahlbaren Wohnraum anzubieten“, formuliert Frank Obergöker, was im Gemeinderat Konsens ist. Vor allem Menschen in Denkendorf solle die Möglichkeit geboten werden, weiter in ihrer Heimatgemeinde zu wohnen, so Obergöker. Im Gebiet Wasserreute besitzt die Gemeinde bisher etwa ein Viertel der Fläche von knapp 1,6 Hektar. Ziel sei es, letztlich möglichst rund zwei Drittel der Fläche im Gemeindeeigentum zu haben, sagt Barth. „Dann können wir unter anderem bestimmen, an wen wir die Grundstücke verkaufen sowie die Anzahl der Wohnungen oder die Sozialbindung festlegen.“

Komplett im Besitz der Gemeinde ist das alte Bauhof-Gelände in der Sudetenstraße. Sobald der neue Bauhof im neuen Gewerbegebiet „Nördlich Albstraße“ in etwa einem Jahr fertiggestellt ist, soll für das 0,4 Hektar große Areal und die benachbarte Werksfläche einer ehemaligen Holzbaufirma ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden. Hier könne die Gemeinde gut gestalten, weil sie alleinige Eigentümerin des Bauhof-Areals ist, betont Barth. „Bis zum nächsten Frühjahr sollten wir wissen, was wir wollen, um dann das Bebauungsplanverfahren zu starten.“ Auf dem alten Bauhof sollen Wohnungen entstehen. Der Bürgermeister ist zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass wir diese Dinge gut auf den Weg bringen und so einen Mehrwert für die Denkendorferinnen und Denkendorfer schaffen.“

Fachkräftemangel in der Betreuung stellt ein großes Problem dar

Daueraufgabe wird laut Barth auch die Schaffung von Wohnraum für Geflüchtete sein. In diesem Jahr muss die Gemeinde 25 Geflüchtete aus der Ukraine und 50 aus weiteren Ländern aufnehmen. Ab Anfang 2025 steht dann das ehemalige Hotel Bären-Post zur Verfügung, das allerdings noch umgebaut werden muss.

Ein weiterer Dauerbrenner ist die Kinderbetreuung. In Denkendorf sind weniger die Räume das Thema, sondern wie in vielen anderen Kommunen das Personal. Im Frühjahr 2025 soll das Kinderhaus Alter Eichwald eröffnet werden. Es bietet Platz für vier Kindergartengruppen für Kinder über drei Jahre sowie ein angeschlossenes Familienzentrum. „Die größte Herausforderung wird in den kommenden Jahren der Fachkräftemangel für die Kinderbetreuung in allen Altersgruppen sein“, sagt Nester. Das gelte auch beim Rechtsanspruch für die Ganztagesbetreuung an Grundschulen ab 2026.

Schon lange auf dem Wunschzettel des Denkendorfer Gemeinderats steht die Linienführung der Buslinie 119 über das Gebiet Lange Äcker und eine Anbindung der Gemeinde an die Stadtbahnlinie U7.

SPD und Grüne verlieren ihren Fraktionsstatus

Kontinuität
Die politischen Kräfte haben sich im Denkendorfer Gemeinderat kaum verschoben. Zwar haben die Freien Wähler (FWV) einen Sitz eingebüßt, sind aber mit acht Gemeinderäten weiterhin stärkste Fraktion im 18-köpfigen Gremium. Die CDU gewann einen Sitz hinzu und hat jetzt sechs Vertreter. Sie ist damit zweitstärkste Kraft.

Trennung
SPD und Grüne bildeten bisher eine Fraktion mit vier Mitgliedern. Erstmals nach 25 Jahren stellten die Grünen eine eigene Wahlliste auf. Zwei Kandidaten schafften es in den Gemeinderat. Auch für die SPD zogen zwei Mitglieder in das Gremium ein. Beide Gruppierungen haben damit keinen Fraktionsstatus mehr.