Nach außen geben sich die Liberalen gelassen, intern hat das Hauen und Stechen schon begonnen. Michael Theurer ist für eine grundlegende Modernisierung.

Stuttgart - Wunden lecken heißt es nach dem Wahldebakel für die Liberalen in Baden-Württemberg. Auch der Südwesten, das gelobte Stammland, ist keine sichere Bank mehr. Am Sonntag hat die FDP mit 5,3 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis eingefahren. Die Zahl ihrer Abgeordneten hat sich auf sieben halbiert.

 

Mit dem Spitzenkandidaten Ulrich Goll (8 Prozent, Waiblingen), dem Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke (6,9 Prozent, Enzkreis) und seinem Stellvertreter Friedrich Bullinger (8,4 Prozent, Schwäbisch Hall) haben nur drei bewährte Parlamentarier die Abstimmungsschlacht überlebt. Die vier Neulinge in der Fraktion, Jochen Haußmann (8,4 Prozent, Schorndorf), Timm Kern (7,6 Prozent, Freudenstadt), Andreas Glück (7,4 Prozent, Münsingen) und Leopold Grimm (7 Prozent, Tuttlingen-Donaueschingen) dominieren damit nicht nur die neue Oppositionsfraktion, sondern sie haben allesamt zum Teil deutlich bessere Ergebnisse als der bisherige Fraktionschef erzielt.

Ob dessen Tage gezählt sind, dazu wollte am Montag niemand Stellung nehmen. Auch nicht Rülkes Stellvertreter. Im Falle eines Wahlsieges zumindest hätte wohl Friedrich Bullinger den Chefposten übernehmen sollen, als Nachrücker sozusagen für Hans-Ulrich Rülke, der Ernst Pfister, der nicht mehr kandidierte, als Wirtschaftsminister nachfolgen wollte. "Ich beteilige mich nicht an öffentlichen Personaldebatten", sagte Bullinger und verwies auch diese Überlegung ins Reich der Spekulation. Die Debatte werde "fair und sachorientiert" in den Gremien geführt, in der Landesvorstandsitzung am Montagabend und in der Fraktionssitzung am Dienstag.

Personelle und inhaltliche Neuausrichtung

Tatsächlich wird in der FDP mit Macht eine personelle und inhaltliche Neuausrichtung gefordert. Auf Bundesebene werden auf offener Bühne bereits die Messer gewetzt und personelle Konsequenzen gefordert. Auch auf Landesebene müssten die Weichen in der Führungsebene neu gestellt werden, heißt es von den Jungliberalen (Julis). Der Vorsitzende Jens Brandenburg mahnt insbesondere eine inhaltliche Analyse des Wahldebakels an. "Japan allein war es nicht", sagt der Juli-Chef, dazu war der "Dämpfer zu deutlich".

Als Mahner in der Wüste sieht sich der stellvertretende Landesvorsitzende und Europaabgeordnete Michael Theurer bestätigt. Er habe der Partei bereits vor dem Dreikönigstreffen eine inhaltlich und personell breitere Aufstellung empfohlen, um aus der Offensive zu kommen. Diese Debatte müsse nun geführt werden.

Theurer empfahl der Partei eine grundlegende Modernisierung. "Unter bestimmten Bedingungen bin ich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen", sagte Theurer. Ein klares Signal an die Parteichefin. Für Birgit Homburger wird es eng - im Bund wie im Land. Doch kampflos will Homburger das Feld nicht räumen.