Historischer Erfolg für den 1. FC Köln, gebrauchter Tag für Gladbach. Während die Kölner Anhänger euphorisch jubelten, protestieren Gladbach-Fans nach der Niederlage vor der Geschäftsstelle.

Der 1. FC Köln genoss seinen Derby-Triumph überschwänglich, die Gladbacher Fans waren hingegen stocksauer und forderten vor der Geschäftsstelle eine Aussprache mit den Verantwortlichen. Das 94. rheinische Derby belegte eindrucksvoll den unterschiedlichen Werdegang beider Teams in dieser Spielzeit. Die Kölner bejubeln mit ihren ekstatischen Fans ihre Europapokalchancen, die Gladbacher müssen nach der schmerzlichen 1:3-Niederlage gegen den Erzrivalen den Scherbenhaufen einer völlig verkorksten Saison zusammenkehren.

 

„Grundsätzlich kann ich verstehen, dass die Fans ihre Wut äußern nach einem so wichtigen Spiel und gewisse Dingen muss man sich als Trainer auch sicherlich gefallen lassen. Und ich kann auch verstehen, wenn die Fans jetzt da draußen stehen“, befand Adi Hütter nach den Schmähgesängen aus der Kurve und dem Auflauf einer kleinen Fanschar vor der Geschäftsstelle nach Spielschluss. Diese hatte der Polizei zufolge gewaltsam ein Tor zum Vorplatz zwischen Hotel und Geschäftsstelle aufgedrückt. Drei Ordner der Borussia wurden demnach verletzt, der Kölner Mannschaftsbus wurde leicht beschädigt.

Nach einer Aussprache mit den Verantwortlichen löste sich die Versammlung schnell wieder auf. Laut der Behörden verhielten sich die Anhänger beider Vereine zu „allergrößten Teilen friedlich“. Die Gladbacher Spieler waren einsichtig. „Was wir abgeliefert haben, war eines Derbys nicht würdig“, sagte Abwehrspieler Jordan Beyer.

Ganz andere Emotionen erlebten die Doppel-Derbysieger. Erstmals seit mehr als 30 Jahren gewannen die Kölner zwei Spiele innerhalb einer Saison gegen Mönchengladbach. Die FC-Anhänger empfingen ihren Lieblinge noch am Abend am Geißbockheim mit Jubelgesängen. „Das ist einfach eine geile Stimmung. Jetzt können wir auch ein bisschen Kölsch trinken“, sagte FC-Torjäger Anthony Modeste, der zum achten Male in dieser Saison das 1:0 für sein Team erzielte und auf nun insgesamt 60. Bundesligatreffer für Köln kommt.

„Das ist Balsam für die Kölner Seele“

Die überragenden Florian Kainz und Dejan Ljubicic ließen in der ersten Halbzeit zwei weitere Treffer folgen im erstmals seit Dezember 2019 wieder voll besetzten Borussia-Park. „Das ist Balsam für die Kölner Seele“, sagte FC-Lizenzspieler-Chef Thomas Kessler.

Kölns Trainer Steffen Baumgart, der sein erstes Derby im Borussia-Park erlebte und nach der Partie entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten in die Fankurve ging, war begeistert von der Atmosphäre und schenkte seine Kultmütze sogar einem Gladbach-Fan. „Das Verhalten hinter der Trainerbank war äußerst fair. Da waren keine Pöbeleien, gar nichts. Es war eine sensationelle Stimmung“, befand Baumgart. Da gab er seine Mütze nach einem kurzen Meinungsaustausch gerne her. „Ich hoffe, er behält sie auch“, sagte der FC-Coach.

Die Mannschaft hat seine Europapokalansage jedenfalls bestens umgesetzt. „Wir haben noch ein Ziel vor Augen. Die drei Punkte waren dafür sehr, sehr wichtig. Wir haben in den vergangenen Wochen immer mal wieder darüber geredet. Wir wollen das unbedingt, das hat man heute auch wieder gesehen“, erklärte Offensivspieler Mark Uth.

Doch Baumgart wäre nicht Baumgart, wenn er das als Selbstläufer betrachten würde. „Natürlich geht es um nichts anderes mehr. Aber das wird schwer genug. Alle vier Gegner, die jetzt kommen, sind im Existenzkampf“, sagte der Kölner Coach. „Aber unabhängig davon haben wir in dieser Saison schon viel erreicht.“