Die Polizei nimmt zwei 33 und 35 Jahre alte Männer fest, die vor rund drei Jahren in Kirchheim den Fahrer eines Werttransporters attackiert und Beute im Wert von 100 000 Euro gemacht haben sollen.

Kirchheim - Der Polizei ist es eigenem Bekunden nach gelungen, einen mehr als drei Jahre zurückliegenden, spektakulären Raubüberfall auf einen Werttransporter in Kirchheim weitgehend aufzuklären. Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart mitteilt, stehen zwei 33 und 35 Jahre alte Männer unter dem dringenden Verdacht, die Tat am 14. Dezember 2015 verübt zu haben. Gegen einen dritten Tatverdächtigen werde noch ermittelt, heißt es.

 

Nach einer langen, erfolglosen Zeit der Ermittlungen und einer vergeblichen Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ im Dezember 2016, sei es durch einen Hinweis doch noch gelungen, den Fall zu lösen und zwei mutmaßliche Räuber am 9. Januar in Rastatt und in Pforzheim festzunehmen. Sie sollen damals den Fahrer des Transporters leicht verletzt, zwei Fahrzeuge angezündet und Edelmetalle sowie Schmuck im Wert von mehr als 100 000 Euro erbeutet haben.

Kurierfahrer mit Schlägen traktiert

Der Raubüberfall hatte damals großes Aufsehen erregt, denn die Täter waren mit äußerster Brutalität und Zielstrebigkeit vorgegangen. Der von einem zur Tatzeit 78 Jahre alten Kurier gefahrene Werttransporter war an jenem Montag gegen 19.30 Uhr in der Heinkelstraße im Kirchheimer Industriegebiet von einem quer stehenden, dunkelfarbenen Alfa Romeo ausgebremst worden. Die Insassen stiegen aus, schlugen die Scheibe an der Fahrertür ein und traktierten den Senior mit Schlägen. Dieser konnte schließlich leicht verletzt durch die Beifahrertür fliehen.

Danach fuhren die Räuber mit beiden Fahrzeugen auf einen etwa einen Kilometer entfernten Feldweg in der Nähe der Autobahn 8. Sie räumten den weißen Ford Transit aus und steckten danach sowohl den Werttransporter als auch den Alfa Romeo, mit dem sie zum Tatort gefahren waren, in Brand.

Trotz umfangreicher Ermittlungen gelang es der Polizei zunächst nicht, den Fall zu klären. Selbst die am Tatort gesicherten DNA-Spuren führten nicht zu den Räubern, da ein Abgleich keinen Treffer ergeben habe, erklärt Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen: „Zumindest bei uns waren sie in keiner Datei geführt.“

Auch der Alfa Romeo brachte kein Licht ins Dunkel dieses Falls. Der Wagen war ursprünglich in Rheinland-Pfalz angemeldet gewesen, im September 2015 aber außer Betrieb gesetzt worden. Die Täter hatten das nicht mehr zugelassene Tatfahrzeug mit gestohlenen Kennzeichen ausgestattet. Genau ein Jahr nach der mysteriösen Tat, am 14. Dezember 2016, versuchte die Polizei ihr Glück mit einem Zeugenaufruf in der bekannten ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“. Aber die zur Aufklärung des Falls entscheidenden Hinweise erbrachte auch dies nicht.

Ermittlungen gegen dritten Tatverdächtigen

Der Durchbruch sei dank eines Hinweises im vergangenen Jahr gelungen. Wer ihn gegeben hat, darüber möchte Michael Schaal „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nichts sagen. Aber letztlich habe diese Aussage wieder Schwung in die Ermittlungen der Kriminalpolizei gebracht und der Tatverdacht gegen die beiden Männer habe dadurch erhärtet werden können. Am Mittwoch, 9. Januar, wurden sie schließlich in Rastatt und Pforzheim dingfest gemacht. Von der Beute sei nach der langen Zeit „nichts mehr aufgetaucht“, sagt Michael Schaal. Die Polizei gehe davon aus, dass das Edelmetall und der Schmuck von den Tätern „längst veräußert worden“ seien.

Gegen die beiden mutmaßlichen Räuber wurden Haftbefehle erlassen, sie sitzen inzwischen im Untersuchungsgefängnis. Die Ermittlungen gegen einen möglichen weiteren Komplizen dauerten an.