Noch ist die Plastiktüte für Obst und Gemüse in Supermärkten weit verbreitet. Doch die meisten Lebensmittelläden in Stuttgart denken um. Und vereinzelt ist sie schon ganz verbannt.

Stuttgart - Aldi macht ernst: Ab Sommer bietet der Discounter in der Obst- und Gemüseabteilung statt der herkömmlichen dünnen Plastiktütchen („Knotenbeutel“) nur noch Tüten aus Bioplastik an und verlangt dafür Geld – wenn auch nur den symbolischen Betrag von einem Cent pro Tüte. Wie halten es andere Supermarkt-Ketten mit dem Plastik?

 

Appell zum Verzicht bei Rewe

In der Rewe-Filiale in der Hauptstätter Straße 147 hängen zwar haufenweise Rollen mit dünnen Plastiktüten an den Obst- und Gemüseständen. Aber direkt davor hat Rewe Mehrweg-Frischenetze platziert, zwei Beutel kosten 99 Cent. Seit vergangenen Oktober bietet die Kette sie an, beim Penny-Markt, der zur Rewe-Gruppe gehört, gibt es sie seit April. „Greifen Sie zu losem Obst und Gemüse und unserem Mehrweg-Frischenetz – damit reduzieren wir gemeinsam Plastikmüll“, steht auf der Halterung. Zudem bietet die Handelskette kleine braune Papiertüten an, auch diese sind mit einem schriftlichen Appell an das Umweltbewusstsein der Kunden versehen. „Mit dieser hygienischen und praktischen Alternative zum Knotenbeutel haben die Kunden bei uns die Möglichkeit, komplett auf Einwegplastik zu verzichten. Das Angebot wird von unseren Kunden gut angenommen“, kommentiert Pressesprecherin Kristina Schütz.

Keine Alternative bei Norma

Beim Discounter Norma in der Böblinger Straße 8 verläuft die Suche nach Alternativen zum Knotenbeutel vergeblich. Die Tütchen gibt es dort in rauen Mengen und weiterhin kostenlos. Aber nicht mehr lang, glaubt man einer Verkäuferin. „Alles, was Aldi macht, machen die anderen nach“, sagt sie.

Optimierte Knotenbeutel bei Lidl

Fehlanzeige auch in der Lidl-Filiale in der Hauptstätter Straße 111. Hier müssen umweltbewusste Kunden das Obst einzeln aufs Band legen oder selbst eine Tüte mitbringen. Das wird sich aber bald ändern: Im Sommer werde der Discounter deutschlandweit „Dein Vitaminnetz“ einführen, ein wiederverwendbares Obst- und Gemüsenetz, so Pressesprecherin Melanie Pöter. Und auch beim Knotenbeutel bessert Lidl nach: „Den Knotenbeutel werden wir künftig in einer optimierten Form anbieten, die mit einer Plastikreduktion von circa 20 Prozent pro Beutel einhergeht und den Fehlgebrauch durch Wegfall der Tragehenkel reduzieren soll“, so Pöter.

Papier und Plastik bei Edeka

Zweigleisig fährt die Edeka-Filiale im Gerber. Neben den obligatorischen Plastiktütchen gibt es kleine Papiertüten. „Der Umwelt zuliebe“, steht auf der Halterung. Mehrweg-Frischenetze sind nicht in Sicht. In anderen Filialen gibt es die aber offenbar sehr wohl, sagt Gernot Kasel von der Edeka-Pressestelle. In Sachen Plastik sei man ebenfalls auf einem guten Weg. „Edeka ist bereits seit langem aktiv, um die Knotenbeutel in den Märkten zu reduzieren. Innerhalb der letzten drei Jahre haben wir bereits mehr als 100 Millionen Knotenbeutel eingespart“, so Kasel.

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Vom Vorstoß des Konkurrenten Aldi hält er wenig. „Bisher werden die Knotenbeutel dem Kunden frei zur Verfügung gestellt. Diesen Service lässt sich Aldi zukünftig bezahlen und verdient auch noch an der Maßnahme. Ob es wirklich zu einem veränderten Verbraucherverhalten aufgrund der 1 Cent kommen wird, ist dabei mehr als fragwürdig“, sagt er.

Ohnehin spielten Knotenbeutel in Discountern kaum eine Rolle, da viel Obst und Gemüse bereits verpackt sei. Edeka hingegen habe die geringste Plastikquote in den Obst- und Gemüseabteilungen und biete bereits mehr als die Hälfte dieses Sortiments ohne Plastikverpackung an, so Kasel mit dem Hinweis auf einen Marktcheck der Verbraucherzentrale.

Versteckte Netze bei Hit

Im österreichischen Supermarkt Hit im Dorotheenquartier (Karlstraße 4) dominieren die Plastiktütchen. Schade, denn die Alternative ist vorhanden: versteckt in einem Korb im oberen Eck eines der Gemüseregale lagern Mehrweg-Frischenetze: zwei Stück kosten hier 1,49 Euro. Ob sie auch in anderen Filialen so versteckt sind? Die waschmaschinengeeigneten Netze gebe es jedenfalls seit einigen Monaten, sie stießen auf „riesige Akzeptanz“ bei den Kunden, so eine Sprecherin auf Anfrage.

Plastikfrei bei Alnatura

Der Zeit voraus ist Alnatura. In der Filiale in der Tübinger Straße 31-33 gibt es überhaupt keine Plastiktüten beim Obst und Gemüse. Dafür reichlich Alternativen: Kunden können zwischen Papiertüten, den Veggiebags genannten Mehrwegbeuteln (ein Pack mit vier Beuteln kostet 6,90 Euro) und Baumwollbeuteln wählen (ein Pack mit zwei Beuteln kostet 2,99 Euro).

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Die Mehrwegbeutel habe man im April 2017 als einer der ersten Händler eingeführt, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Plastiktüten habe man im Mai gänzlich aus den Filialen verbannt und stattdessen die Papiertüten eingeführt. Die Baumwollbeutel gebe es schon seit März.