Weil er Kinder sexuell belästigt hat, erhält der Ex-Trainer einer Fußballmannschaft eine Jugendstrafe. Der Verein hat die Vorfälle inzwischen aufgearbeitet. Mitglieder hat er keine verloren – im Gegenteil.

Korntal-Münchingen - Das Amtsgericht Esslingen hat einen ehemaligen Jugendtrainer eines Sportvereins in Korntal-Münchingen zu einer Jugendstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Angeklagt war der junge Mann, weil er als Trainer Kinder und Jugendliche in dem Sportverein sexuell belästigt hatte.

 

Da der Fußballtrainer bei einigen Taten unter 18 Jahren alt war, verhandelte das Amtsgericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen ihn. Auch die genauen Straftaten, die zu der Verurteilung geführt haben, will das Gericht nicht preisgeben.

Ermittelt worden war gegen den Mann wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Er soll zwischen Dezember 2015 und Februar 2017 insgesamt 16 Kinder und Jugendliche belästigt haben. Die Opfer waren bei den Taten im Alter zwischen elf und 14 Jahren. Als Trainer einer Fußballmannschaft hatte er laut der Polizei den Jungen Pornofilme und Kinderpornos gezeigt und angeboten. Zudem stellte er ihnen intime Fragen – unter dem Vorwand, eine wissenschaftliche Studie durchzuführen. Zu körperlichen Übergriffen kam es laut den Ermittlern nicht.

16 Kinder sollen belästigt worden sein

Ins Rollen kam das Verfahren, nachdem Eltern eines betroffenen Kindes Anzeige bei der Polizei erstattet hatten. Sie hatten auf dem Handy ihres Sohnes verdächtige Nachrichten gefunden und vermuteten, der damals 19-jährige Angeklagte könnte diese versendet haben. Die Polizei durchsuchte daraufhin die Wohnung des jungen Mannes und stellte Speichermedien und Smartphones sicher.

Nicht nur in dem Sportverein, auch bei einer Ferienfreizeit, bei der der jetzt Verurteilte als Betreuer arbeitete, soll es zu Vorfällen gekommen sein. Der Ex-Trainer gab die Vorwürfe bereits während der Ermittlungen gegen ihn zu.

Der Sportverein aus Korntal-Münchingen trennte sich kurz nach dem Bekanntwerden der Anschuldigungen von dem Trainer, der zuvor zwei Jahre Fußballmannschaften betreut hatte, und sprach ein Hausverbot aus. Man habe anschließend in mehreren Gesprächen mit Eltern, Abteilungsleitern und Trainern die Vorfälle aufgearbeitet, sagt der Vorsitzende des Klubs.

Die Zahl der Vereinsmitglieder ist im vergangenen Jahr gestiegen

Dass viele Eltern ihre Kinder wegen der Geschehnisse aus dem Training abgemeldet hätten, sei ihm nicht bekannt. Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr stieg die Mitgliederzahl des Vereins sogar an, derzeit hat der Klub so viele Mitglieder wie seit 15 Jahren nicht mehr. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich habe man das Angebot stark erweitert, erklärt der Vereinschef. Die Vorfälle hätten dazu geführt, dass die Klub-Verantwortlichen enger zusammengerückt seien.

So wurde zum Beispiel ein Ehrenkodex formuliert, den alle Trainer, Betreuer und Funktionäre unterzeichnet haben. Darin heißt es unter anderem: „Ich werde das Recht des mir anvertrauten Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf körperliche Unversehrtheit achten und keine Form der Gewalt, sei sie physischer, psychischer oder sexueller Art, ausüben.“

Durch den Kodex sollen die Erwachsenen für das Thema sensibilisiert werden, seither sei auch kein weiterer Fall dieser Art bekannt geworden. Klar ist für den Vorsitzenden aber: „Ausschließen, dass so etwas wieder passiert, kann keiner“.