Bis zu 3000 Abstellplätze für Fahrräder sind am neuen Stuttgarter Hauptbahnhof nötig. Das hat ein Gutachten ergeben. Wir zeigen, wohin die Abstellplätze und Radparkhäuser kommen sollen – und wann sie in Betrieb gehen könnten.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Es gibt noch viele Fragezeichen, wenn es um Parkmöglichkeiten für Radpendler am neuen Stuttgarter Hauptbahnhof geht. Doch bei einer Sache ist man sich sicher: Die ursprünglich angepeilte Zahl von rund 300 Abstellplätzen ist längst überholt. „Man geht davon aus, dass das viel zu wenig ist“, sagt Rainer Wallisch vom Stuttgarter Stadtplanungsamt.

 

Die Stadt hat sich externe Expertise geholt, um herauszufinden, wie viele Stellplätze mindestens am Hauptbahnhof nötig sind. Das Gutachten des beauftragten Büros PGV-Alrutz aus Hannover beziffert den Bedarf auf mindestens 1000, eher 1600 und langfristig sogar auf etwa 3000 Abstellplätze. Schließlich sei es erklärtes Ziel, dass immer mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Stuttgart mit Tübingen nicht vergleichbar

Momentan, in Zeiten der Großbaustelle am Bahnhof, stehen alles in allem 160 Plätze für Fahrräder zur Verfügung. Untergebracht sind sie in sogenannten Radgaragen, zum einen im Schlossgarten, zum anderen am Arnulf-Klett-Platz.

Selbst die 3000 Plätze, die als Langfristziel genannt werden, kommen manch einem im Gemeinderat wenig vor. Beispiel Tübingen. In der 90 000-Einwohner-Kommune stehen Radpendlern rund 2000 Plätze in direkter Bahnhofsnähe zur Verfügung, videoüberwacht und zum allergrößten Teil kostenlos. „Dieser Vergleich greift nicht ganz“, erklärt der Stadtplaner Wallisch. In einer Großstadt wie Stuttgart gebe es neben dem Hauptbahnhof zahlreiche S-Bahnhöfe, der Radpendelverkehr verteile sich in der Landeshauptstadt mehr als in einer Kleinstadt wie Tübingen.

Das Fahrradparkhaus in Tübingen wurde 2023 eröffnet. Foto: www.imago-images.de/Imago/Joko

Ein Teil der neuen Abstellplätze für Räder in Stuttgart soll in der Klett-Passage eingerichtet werden. Momentan sieht es so aus, als würde sich der Bereich nahe der Schillerstraße am besten dafür eignen. Dort könnte auch die zentrale Zufahrtsrampe sein; das werde momentan von einem Büro aus Karlsruhe untersucht. Die Rede ist von 700 bis 800 videoüberwachten Stellplätzen.

Ein zweites Radparkhaus sei in der Tiefgarage des A3-Gebäudes geplant; dieses möchte die Stadt dort bauen, wo heute die Züge ankommen und künftig das neue Rosensteinviertel beginnen soll. Auch dort gehe man derzeit von 700 bis 800 Radparkplätzen aus, erklärt Wallisch.

In diesen Radparkhäusern wird das Parken allerdings nicht – wie beispielsweise in Tübingen – kostenfrei sein. Über Preise kann Wallisch noch nichts Konkretes sagen, nur: „Sie sollen die Leute natürlich nicht davon abhalten, das zu nutzen.“ Darüber hinaus soll es rund um das neue Bahnhofsareal Radbügel geben, an denen man sein Gefährt gratis anschließen kann. Wo genau, ist noch unklar.

Kopfzerbrechen bereitet der Stadt aktuell vor allem die Übergangszeit. Der Tiefbahnhof soll – wenn alles klappt – Ende 2026 eröffnet werden; an der Oberfläche werden die Bauarbeiter dann aber noch eine ganze Weile zu tun haben. Zudem soll die Klett-Passage – die sich im Eigentum der Stuttgarter Straßenbahnen befindet – saniert werden. „Da planen wir einen Wettbewerb“, sagt Wallisch. Er geht davon aus, dass das neue Radparkhaus allerfrühestens in fünf Jahren in Betrieb gehen kann, eher später.

Radbügel als Zwischenlösung am Hauptbahnhof

Um den Radpendlern nach der Eröffnung des Tiefbahnhofs trotzdem etwas anbieten zu können, wird derzeit überlegt, wie und wo das möglich sein könnte. Wallisch spricht von „vielen kleinen Päckchen“, und er bringt zum Beispiel transportable Radbügel ins Spiel; aber auch die derzeitigen Radgaragen in den Containern werden wohl noch eine ganze Weile am Hauptbahnhof stehen bleiben. Ende 2025 oder Anfang 2026 wolle man dazu im Gemeinderat berichten.