Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie Galatasaray-Fans in der Stuttgarter Innenstadt fremdenfeindliche Sprechchöre anstimmen. Derzeit wird geprüft, ob die Videos echt sind und ob ein strafbares Verhalten vorliegt.

Am Sonntagabend haben zahlreiche Fans die Meisterschaft des türkischen Fußballklubs Galatasaray Istanbul auf dem Stuttgarter Schlossplatz gefeiert. Es wurde getrommelt, gesungen und geklatscht – und offenbar mehrfach auch die fremdenfeindliche Parole „Ausländer raus“ zur Melodie von Gigi D’Agostino Technoklassiker „L’Amours Toujours“ skandiert. Auf mehreren Videos sind zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund zu erkennen, die die zwei Worte laut im Chor anstimmen.

 

Passt die Tonspur zum Video?

Möglicherweise handelt es sich um einen nicht ganz ernst gemeinten Seitenhieb auf das Skandalvideo aus Sylt, bereits am Montag kam zudem in sozialen Netzwerken die Frage auf, ob die Videos echt sind. „Noch immer wird geprüft, ob die Tonspur zu den Videos passt“, sagte Polizeisprecherin Kara Starke am Dienstagvormittag. Entsprechende Ermittlungen seien eingeleitet. Darüber hinaus würde die Staatsanwaltschaft prüfen, ob „ein strafbares Verhalten vorliegt oder nicht“, betonte der Erste Staatsanwalt Aniello Ambrosio. Dies gelte auch im Fall einer Fälschung.

Sollten sich die Vorkommnisse auf dem Schlossplatz bestätigen, müssen sich die Galatasaray-Fans wohl eher nicht auf ein juristisches Nachspiel einstellen. „Ausländer raus“-Rufe gelten in Deutschland nicht per se als strafbar. „Es kommt auf den Kontext an“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, der im aktuellen Fall aber noch keine Einschätzung abgeben kann. Geklärt werde, wer etwas in welchem Zusammenhang gerufen hat. Im Gegensatz zum Video, das im Pony-Club auf Sylt aufgenommen wurde, sind auf den Videos vom Stuttgarter Schlossplatz, die unserer Redaktion vorliegen, keine volksverhetzenden Gesten wie der Hitlergruß zu sehen.

Vorsitzender des Galatasaray-Fanclubs findet Vorfall beschämend

Ayhan Yildiz, der Vorstandsvorsitzende des Galatasaray Sport- und Fanclubs Stuttgart, hat am Sonntag mit seinem Verein mitgefiebert und im Anschluss auch ausgiebig die Meisterschaft gefeiert. „Ich war auch in der Königstraße vor Ort“, bestätigt er. Dort habe er auch die „Ausländer Raus“-Rufe gehört. „Der Vorfall ist beschämend.“ Selbst wenn er möglicherweise humoristisch gemeint gewesen sei. „Ich habe zu Jugendlichen gesagt, dass sie aufhören sollen.“ Viele seien Mitläufer gewesen, die ohne nachzudenken die Parole mitgebrüllt hätten. Seiner Ansicht nach könne hinter den Rufen eine wachsende Feindseligkeit liegen zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die erst seit Kurzem in Deutschland lebten. Darüber hinaus betont er, dass bei Jugendlichen die Unzufriedenheit in den vergangenen Jahr stark angewachsen sei. „Die Gräben werden größer, das muss aufhören.“ Man müsse intensiv mit der Jugend arbeiten.