Laptops, Handys, Haushaltsgeräte – immer häufiger kommen darin Akkus zum Einsatz. Doch die kleinen Energiespeicher bergen Risiken. Wie sich jüngst in Backnang gezeigt hat.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Ein Akku-Staubsauger hat dieser Tage in Backnang heftigen Schaden angerichtet. Das Gerät explodierte, fing Feuer und steckte eine Kellerwohnung in Brand. Vier Menschen wurden verletzt, zum Glück nur leicht. Der Sachschaden lag indes bei rund 300 000 Euro. Was genau zur Explosion des Saugers geführt hat, darüber rätseln die Experten zwar noch, allerdings geben sowohl die Fachleute der Feuerwehr als auch die der Entsorgungsunternehmen wertvolle Tipps, was es beim Umgang mit den Energiespeichern zu beachten gilt, um Gefahren zu minimieren.

 

Lithium-Ionen-Akkus: kleines Format, hohe Leistung

Andreas Wersch, Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes und Kommandant der Feuerwehr Kernen, betont, dass die in Smartphones, Laptops, Bohrschraubern und vielen anderen Haushaltsgeräten mittlerweile standardmäßig eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus in der Regel sicher sind, sofern damit sachgemäß umgegangen wird. „Lithium-Ionen-Akkus haben ein kleines Format und eine hohe Leistung, sie sind aber kein Teufelszeug und fangen nicht einfach so an zu brennen.“ Vorausgesetzt, man gehe mit ihnen ordnungsgemäß um und lagere sie korrekt. „Werden die Akkus etwa beschädigt oder sie überhitzen, dann können sie ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen“, erklärt Andreas Wersch. Bei Tiefentladung können Zellen beschädigt werden. Ein Überladen ist eher selten.

Im Vergleich zu anderen Typen reagierten Lithium-Ionen-Akkus wesentlich empfindlicher, wenn unsachgemäß mit ihnen umgegangen wird. Durch Beschädigungen der Akkus oder Kurzschlüsse kann es zu Hitzeentwicklung und in der Folge zu Bränden kommen. „Wenn so ein Lithium-Ionen-Akku überhitzt, löst das im Inneren des Akkus eine thermische Reaktion aus, in der sich der Akku in kürzester Zeit aufheizt. Dabei kann er bis zu 1000 Grad heiß werden.“ Der Akku bläht sich auf und fängt an zu brennen. Neben dem Feuer können umwelt- oder gesundheitsgefährdende Stoffe austreten.

Beim Aufladen sollte man daher stets das richtige Ladegerät verwenden. Auch sollten Geräte und Akkus nicht im Bett oder auf Decken aufgeladen werden. „Ich lege mein Handy beim Aufladen nie aufs Sofa, sondern eher auf den Tisch oder eine Steinplatte“, erklärt Wersch. Er erinnert sich an einen Fall, bei dem ein Akkubrand durch unsachgemäßen Umgang ausgelöst wurde: „Ein Student hatte sein eingeschaltetes Laptop auf der Bettdecke liegen lassen, es kam zum Wärmestau, und das Gerät fing Feuer.“

Temperaturen über 60 Grad vermeiden

Auch solle man die Akkus von Hitzequellen fernhalten und sie nicht über längere Zeit direkter Sonneneinstrahlung aussetzen. Temperaturen von über 60 Grad können kritisch sein. Problematisch könne es allerdings auch werden, wenn sich ein Lithium-Ionen-Akku tiefentlädt. Das kann passieren, wenn man leere Akkus über eine längere Zeitspanne liegen lässt. Hier komme es zur Zersetzung der Elektrolytflüssigkeit und infolgedessen zur Bildung leicht brennbarer Gase. Wird anschließend versucht, die tiefentladenen Lithium-Ionen-Zellen wieder aufzuladen, könne es zum Kurzschluss und damit zum Brand kommen.

Im Allgemeinen seien Akku-Brände nicht einfach zu löschen, berichtet Wersch. „Die Energie, die in einem Akku gespeichert ist, wird in kurzer Zeit in Form von Wärme und Feuer freigesetzt.“ Die Akkus brennen weiter, auch wenn der Stromfluss unterbrochen wird. Zudem könne ein Akku gefährliche Gase freisetzen, die das Feuer noch weiter anfachen können, erklärt Wersch. „Um einen Akkubrand zu löschen, ist es wichtig, dass man geeignete Löschmittel wie spezielle Pulver oder Schaum einsetzt, die die Hitze des Feuers absorbieren und den Sauerstoff entziehen können.“ Wasser könne den Brand unter Umständen zunächst eher vergrößern, man könne aber auch damit das Feuer löschen. „Viel hilft viel“, sagt Andreas Wersch insbesondere mit Blick auf Brände von Elektrofahrzeugen.

Rauchwarnmelder retten Leben

In dem Zusammenhang weist er auch auf die Bedeutung von Rauchwarnmeldern hin: „Die werden leider immer noch zu selten in Wohnungen montiert, obwohl sie Vorschrift sind“, bedauert der Feuerwehrmann. Dabei seien sie im Ernstfall wahre Lebensretter. „Die besten Chancen zu überleben hat man, wenn man einen Entstehungsbrand überhaupt detektiert.“

Nicht nur beim Gebrauch, sondern auch bei der Entsorgung von Akkus gilt es wichtige Dinge zu beachten: „Auf keinen Fall dürfen sie in den Hausmüll geworfen werden“, sagt Stefanie Baudy, Sprecherin der Abfallwirtschaft Rems-Mur (AWRM). „Das ist sogar gesetzlich verboten.“ Hierauf weise auch das Symbol der durchgestrichenen Abfalltonne auf den Akkus/Batterien beziehungsweise der Verpackung hin.

Beschädigte Akkus im Sandeimer transportieren

Bei der Entsorgung von Lithium-Ionen-Akkus sollte man sicherheitshalber die Pole abkleben, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Andere Akkus oder Batterien sollte man vor der Entsorgung aus Elektrogeräten entfernen und getrennt entsorgen. „Ist ein Lithium-Ionen-Akku offensichtlich beschädigt, dann empfiehlt es sich, diesen zum Transport in einen mit Sand gefüllten Eimer oder ähnliches zu packen“, rät Baudy. Auf keinen Fall dürften die Akkus mit Wasser in Berührung kommen. Händler von Batterien seien verpflichtet, Altbatterien unentgeltlich zurückzunehmen. Dort müssten die Verbraucher diese laut Gesetz abgeben – oder sie können sie auch an kommunalen Sammelstellen abgeben. Das sei im Batteriegesetz (BattG) geregelt. Wer die Batterien zur AWRM bringt, für den gilt: Gerätebatterien und -akkus mit einem Gewicht bis zu 500 Gramm können über Entsorgungszentren, Wertstoffhöfe, Problemmüllsammelstellen und das Umweltmobil abgegeben werden. Wiegen sie über 500 Gramm, dann sollte man sie zu Entsorgungszentren und Problemmüllsammelstellen bringen.

56 Tonnen Akkus und Batterien im Jahr

Nicht angenommen werden dort Industriebatterien – etwa Akkus zur Speicherung erneuerbarer Energien sowie Batterien aus Elektrofahrzeugen jeder Art wie etwa E-Bikes und E-Roller. „Die Rückgabe ist nur beim Fachhandel möglich“, sagt Baudy.

Im vergangenen Jahr wurden bei der AWRM mehr als 56 Tonnen Gerätebatterien und Akkus sowie über 50 Tonnen Autobatterien entsorgt. Gebrannt habe es dort wegen eines Akkus zum Glück noch nie.