Die Kanaren sind ein Mekka für alternative Aussteiger, die in Höhlen oder selbstgebauten Hütten ihr Glück suchen. Toiletten gibt es da nicht. Das ist der Insel La Palma nun zum Verhängnis geworden. Halb Spanien wettert über den Deutschen, der sein Klopapier verbrannte.

Santa Cruz de La Palma - Während die Flammen auf La Palma weiterflackern und immer mehr Hektar Wald auffressen, macht sich auf den Kanarischen Inseln Wut über den Verursacher der Tragödie breit: einen 27-jährigen deutscher Aussteiger. Der Mann zündete am Mittwoch unbedacht ein Stück Toilettenpapier an, nachdem er in einem von der Augustsonne ausgedörrten Gebiet seine Notdurft verrichtet hatte. Zwar hatte er umgehend gestanden, die Feuerkatastrophe unabsichtlich entfacht zu haben und auch versucht, Hilfe zu holen - für die Bewohner der „Isla bonita“ (schönen Insel) ist das jedoch kaum ein Trost. „Vom grünen Paradies zum Inferno“ beschrieb die Nachrichtenseite „Hechos de Hoy“ die Naturkatastrophe.

 

Wer ist dieser junge Mann, der nun in Untersuchungshaft sitzt und dem eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr droht? Spanische Medien beschreiben ihn als „Hippie“, der seit mindestens fünf Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hat. Den lehnt er einem Bericht der Zeitung „ABC“ zufolge auch jetzt ab. „Er will Hilfe von niemandem. Er schottet sich ab.“ Der „Bild“-Zeitung zufolge stammt der Mann aus Hessen.

In den vergangenen vier Jahren soll er mehrere der Kanarischen Inseln besucht haben, seit etwa fünf Monaten halte er sich auf La Palma auf. Hier habe er teils in einer der vielen Höhlen der Insel und teils in einer alten Scheune gelebt, berichtete „ABC“. Mental soll er stabil sein, das hätten psychologische Untersuchungen eines Experten ergeben.

In einem Video auf der Webseite der Zeitung „El Mundo“ ist zu sehen, wie der Deutsche aus einem Auto der „Guardia Civil“ (Zivilgarde) steigt. Er trägt eine lange blonde Rasta-Mähne, Brille, blaues T-Shirt - und Handschellen. Dabei wirkt er ruhig und gefasst.

Bürger machen im Netz ihrer Wut Luft

Dennoch, seine leichtfertige Entscheidung, in einer vertrockneten Gegend Klopapier in Brand zu setzen, hatte dramatische Folgen: Ein 54-jähriger Forstarbeiter kam in dem Feuer ums Leben. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder. Mehr als 4500 Hektar Pinienwald, unter anderem in den Hügeln des Naturparks Cumbre Vieja, sind verbrannt. Tausende Menschen mussten vor den Flammen und massiven Rauchwolken in Sicherheit gebracht werden. Der Deutsche sei zum „schlimmsten Alptraum für La Palma“ geworden, meinte „Hechos de Hoy“.

Ein wütender Kommentator sprach auf der Internetseite des „Diario de Tenerife“ von einem „verrückten Deutschen“, der auf der Insel „wie ein Wilder“ gelebt habe. „La Palma brennt wegen der Tat eines Unverantwortlichen, sein Tun hat viel Unglück gebracht. Es mag unabsichtlich geschehen sein, aber es war verantwortungslos.“

Überhaupt machen viele Bürger im Netz ihrer Wut Luft. „Ich hatte gedacht, dass Deutschland schnell einer Zahlung der enormen Schäden zustimmen würde, die die dumme Fahrlässigkeit ihres Staatsbürgers verursacht hat, und dass es auch die Familie des Opfers entschädigen würde. Aber nein...“, schrieb eine Frau enttäuscht. Und ein Mann wetterte: „Hat das nicht mit schlechter Erziehung in seinem Herkunftsland zu tun? Wenn Deutschland sich jetzt dem Export von Hippies auf die Kanaren widmet - na dann Prost!“