Seit Juni 2024 ist das Freibad Höfen in Winnenden nach dem Hochwasser geschlossen. Förderverein, Stadt und Politik ringen um Lösungen. Innenminister Strobl sprach vor Ort über Hilfen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr traf es das Mineralfreibad Höfen mit voller Wucht. Statt der 90-Jahr-Feier kam das Hochwasser. Zweimal binnen weniger Wochen trat der Buchenbach im Juni 2024 über seine Ufer. Beim ersten Mal wurden Mobiliar, Technik und das Becken verschlammt, beim zweiten Mal zerstörten die Wassermassen den gesamten Beckenbereich – Totalschaden.

 

Seitdem ist der Badebetrieb im „Höfi“, wie das Bädle im Winnender Ortsteil liebevoll genannt wird, geschlossen.

Untätig geblieben sind die Höfener derweil nicht. Mitglieder des Freibad-Fördervereins arbeiten mit viel Herzblut und Tatkraft daran, dass ihr Bädle wieder aufgebaut werden kann. Sie haben aufgeräumt, geputzt, gebaggert und gegraben, neue Mitglieder und Sponsoren gesucht. Seit März 2025 führt Björn Riker den Verein, er löste Renate Sanzenbacher ab. Sie hatte nach der Flut gesagt: „Mit dem Bädle darf es so nicht enden“ – und engagiert sich wie viele andere weiter. Seit März ist der Verein um rund 250 Mitglieder auf mehr als 650 Personen angewachsen.

Kosten fürs Freibad Höfen liegen bei rund 1,5 Millionen Euro

Riker bezifferte die Kosten für den Wiederaufbau auf rund 1,5 Millionen Euro. Versicherung, Spenden, Rücklagen und die Eigenleistung der Mitglieder – das sogenannte „Muskelgeld“ – sind bereits eingeplant. Dadurch schrumpft die Finanzierungslücke. Dennoch bleibt eine Restsumme von rund 500.000 Euro.

Geplant ist unter anderem, das 25-Meter-Becken etwas zu vergrößern, es mit einem barrierefreien Einstieg auszustatten und künftig als Retentionsfläche zu nutzen. Auch die Terrasse soll vergrößert werden. Damit soll das Bad nicht nur instandgesetzt, sondern zugleich hochwassersicherer gemacht werden.

Stadt kann es nicht alleine stemmen

Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth erinnerte daran, dass das Bad am Seehaldenweg im Jahr 1934 durch Bürgerarbeit entstanden ist und seit Jahrzehnten ein wichtiger Treffpunkt sei, den es unbedingt zu erhalten gelte. Wie viele andere Kommunen derzeit stehe die Stadt jedoch finanziell „mit dem Rücken zur Wand“. Einen Haushalt, der die Wiederherstellung des Bads allein trägt, werde der Gemeinderat nicht genehmigt bekommen. Umso wichtiger sei die Unterstützung durch Förderprogramme und den Verein.

Auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Siegfried Lorek kam Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Mittwochabend nach Höfen. Er lobte den Einsatz vor Ort: „Ich bin wegen Ihnen gekommen“, sagte er an die Adresse des Fördervereins. „Ich finde es toll, dass Sie sich da so engagieren – das ist überhaupt keine Selbstverständlichkeit mehr.“ Strobl erinnerte an die schnellen Landeshilfen nach dem Hochwasser und stellte weitere Unterstützung in Aussicht.

Das 25-Meter-Becken nach dem Starkregen Foto: Förderverein Mineralfreibad Höfen

Er verwies auf 17 Millionen Euro EU-Fördermittel, die Baden-Württemberg zugesagt wurden – allerdings sei noch offen, welche Maßgaben an diese Mittel geknüpft werden und wie lange das Vergabeverfahren dauern wird. Einen konkreten Zeitrahmen konnte Strobl nicht nennen und betonte, dass er keine Versprechungen machen könne. Klar stellte er aber: „Wenn es Geld gibt, steht das Höfi ganz oben auf der Liste.“

Regierungspräsidentin: Doppelstrategie und Schulterschluss

Susanne Bay, die Leiterin des Regierungspräsidiums Stuttgart, würdigte ebenfalls das „großartige Engagement“ in Höfen und betonte, dass alle Beteiligten „gleichgesinnt unterwegs“ seien. Zwar gebe es noch keine Erfahrungswerte, wie schnell und unter welchen Bedingungen EU-Mittel nach einer solchen Katastrophe fließen, doch Bay stellte klar: 13 der insgesamt 17 Millionen Euro EU-Hilfen für Baden-Württemberg fließen in den Zuständigkeitsbereich des Regierungspräsidiums Stuttgart, zu dem auch der Rems-Murr-Kreis gehört.

Auch das Gelände am Seehaldenweg wurde überschwemmt Foto: Förderverein Mineralfreibad Höfen

Sie plädierte für eine Doppelstrategie: „Man muss besser zweifachbereift fahren.“ Neben den EU-Mitteln solle geprüft werden, welche anderen Förderprogramme greifen können, etwa im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum. Außerdem hob Bay hervor, dass alle Ebenen – Land, Regierungspräsidium, Landkreis und Stadt – an einem Strang ziehen, um das „Höfi“ wieder möglich zu machen.

Stellvertretender Landrat Peter Zaar erinnerte an die schnellen 13,5 Millionen Euro Landeshilfen, die bereits in den Kreis geflossen seien. „Das war fantastisch, aber bei Schäden von über 300 Millionen Euro insgesamt ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Allein im Rems-Murr-Kreis seien noch Schäden von 23 Millionen Euro offen. Gerade deshalb könnten EU-Mittel entscheidend helfen. An die Höfener gerichtet, sagte er: „Was möglich ist, werden wir für Sie tun.“

Hoffnung auf gemeinsame Lösung

Am Ende des Termins stand die Botschaft: Ohne Förderung und externe Hilfe ist der Wiederaufbau des Höfi kaum zu leisten. Mit dem Engagement des Fördervereins, der Unterstützung der Stadt und der Aussicht auf Hilfen von Land, Kreis und EU besteht aber Hoffnung, dass das „Höfi“ wieder zu dem wird, was es seit 90 Jahren war – ein Ort der Begegnung und des Sommers für die Menschen in Höfen und Umgebung. „Wir bleiben alle dran, wir bleiben alle am Ball“, sagte OB Holzwarth.