Eine Massenschlägerei, fünf verletzte Polizisten und zahlreiche Festnahmen: Die brutalen Vorfälle beim Faschingsumzug in Neckarweihingen aus dem vergangenen Jahr haben viele schockiert. Nun sind sie aufgeklärt: Nur vier von zehn Beschuldigten bekommen eine Strafe.

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg reagiert auf die Krawalle rund um den Neckarweihinger Faschingsumzug im vergangenen Jahr mit strengeren Sicherheitsauflagen. Wenn an diesem Sonntag wieder Tausende Narren in den Stadtteil kommen, werden mehr Ordner anwesend sein als in der Vergangenheit. Das erklärt Heinz Mayer, der Fachbereichsleiter für Sicherheit und Ordnung im Rathaus. Zudem müssen die verschiedenen Partys und Feiern, zu denen sich die Narren nach dem Umzug traditionell treffen, bereits um 18 Uhr beendet sein.

 

Vor genau einem Jahr war es nach dem Umzug zu brutalen Szenen vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr gekommen. Dort hatte die Wehr zu einer Blaulichtparty geladen, die am späteren Abend allerdings mehr einer wüsten Massenschlägerei glich. Ein Großaufgebot der Polizei war notwendig gewesen, um die Krawalle zu beenden, fünf Beamte wurden dabei verletzt, neun Männer zwischen 19 und 60 Jahren zeitweise festgenommen.

Verfahren gegen sechs Männer eingestellt

Inzwischen sind die Vorfälle strafrechtlich aufgearbeitet. Vier Männer müssen eine Geldstrafe bezahlen, das Verfahren gegen sechs weitere Angeschuldigte habe man eingestellt, teilt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft mit. Demnach haben die vier Täter einen Strafbefehl erhalten, die darin verhängten Strafen reichen von 40 bis zu 130 Tagessätzen. Wie hoch die Summen, die die Angeschuldigten bezahlen müssen, genau sind, verrät die Ermittlungsbehörde nicht. Die Höhe der Tagessätze richtet sich unter anderem nach dem Einkommen.

Zunächst sei gegen zehn Beschuldigte wegen Landfriedensbruchs ermittelt worden, erklärt Heiner Römhild, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Für diese Straftat hätten sich letztlich aber keine Anhaltspunkte ergeben. So habe man nur die Einzeltaten der Männer feststellen können, und Strafbefehle wegen tätlicher Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und wegen versuchter Körperverletzung beantragt. Die hat das Ludwigsburger Amtsgericht inzwischen erlassen, sogar die Strafen sind von den Männern bereits bezahlt worden.

Keine Anzeigen gegen Polizeibeamte

Die Ausschreitungen hatten sich vor genau einem Jahr ereignet, wenige Stunden nach dem Faschingsumzug der Zunft Mistelhexen durch den Ludwigsburger Stadtteil mir rund 15 000 Teilnehmern. Die Polizei war alarmiert worden, weil auf einer Party vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr ein Streit unter drei Männern eskalierte. Als die Beamten eintrafen, kippte die Stimmung endgültig, die Polizisten wurden geschlagen und beleidigt. Nur mit einem Großaufgebot von zehn Streifenwagenbesatzungen und unter dem Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray und zwei Hunden schafften sie es, den Platz zu räumen – eine Stunde brauchten sie dafür, fünf Beamte verletzten sich bei dem Einsatz.

In den Tagen danach wurden Vorwürfe laut, die Polizisten hätten ihrerseits über die Stränge geschlagen und brutal agiert. Diesem Vorwurf ging eine eigene Ermittlungsgruppe nach – und fand keine Hinweise auf Fehlverhalten der Polizisten. Es seien keine Anzeigen gegen Beamte eingegangen, erklärt Heiner Römhild.

Feuerwehrleute, so das Fazit der Ermittler, waren an den Ausschreitung gleichsam nicht beteiligt. Einer der Männer, gegen den man ermittelt habe, sei zwar Mitglied der Freiwilligen Wehr. Allerdings sei er privat bei der Party gewesen.