Nicht erst seit dem geplanten Karstadt-Aus sind pfiffige Konzepte für Innenstädte und innenstadtnahe Einkaufszentren wie das Leo-Center gefragt.

Wie soll die Innenstadt der Zukunft aussehen und welche Maßnahmen müssen dafür ergriffen werden? Ideen und Vorschläge möchte die Leonberger Stadtverwaltung an diesem Montag und Dienstag mit Handel- und Gewerbetreibenden sowie Unternehmensvertretern bei einer Perspektivenwerkstatt sammeln. Diese Veranstaltung kommt gefühlt wie gerufen – nach dem in dieser Woche verkündeten Aus der Warenhaus-Kette Karstadt im Leo-Center zum 31. Januar 2024.

 

Konkurrenz durch Online-Handel

Fakt ist: Die Innenstädte befinden sich in einem Wandel. Der Einzelhandel hat nach der Coronakrise, durch den Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise zu kämpfen. Er muss sich auch gegen den boomenden Online-Handel behaupten, wenn er diesen nicht längst in das eigene Geschäftskonzept integriert hat. Auch die Gastronomie hat es in diesen Zeiten nicht leicht.

Die geplante Schließung der Warenhauskette beschäftigt die Mieter beziehungsweise Angestellten umliegender Geschäfte im Leo-Center. „Wenn Karstadt verschwindet, wird es noch ruhiger hier“, sagt eine Verkäuferin über die Theke hinweg. Und die Leute würden sich über die zahlreichen Leerstände, die vielen Optiker-Geschäfte und Nagel-Studios wundern. „Viele sagen, bei diesem Angebot brauche ich gar nicht mehr kommen.“ Eine konstante Kundenfrequenz hatte sich Dominik Sacher erhofft, als er Anfang 2020, kurz vor Corona, sein veganes Restaurant King of Greens im Obergeschoss des Leo-Centers eröffnete. „Die Zahl der Kunden im Center ist sehr schwankend. Manchmal ist viel los, manchmal wenig, ich bin gespannt, was passiert, wenn Karstadt zu macht.“

Lokalen Handel unterstützen

Auf den Punkt bringt es Heiderose Schwenk, die seit 45 Jahren ihr Wollstudio im Leo-Center führt. „Wenn die Kunden ihre Geschäfte im Ort unterstützen würden, hätten wir noch viele Läden, wir können doch nur von einer guten Frequenz leben.“ Die Entwicklung bei Karstadt beobachtet sie seit Jahren mit Sorge. „Man muss mit der Zeit gehen, doch bei Karstadt wurde einiges verschlafen“, sagt die Mittsiebzigerin. In der Tat: Karstadt bietet eine Vielzahl von Waren. Kochtöpfe, Stickgarn, Bettwäsche, Textilien, Kleidung, Taschen, Süßes, Schmuck oder Schreibwaren. Oft findet man dann doch nicht das, was man sucht, die passende Größe fehlt im Sortiment oder die Farbe gefällt nicht. Schließlich wird man im Online-Handel fündig.

Heiderose Schwenk erinnert sich an frühere Zeiten: „Da war das Leo-Center die erste Anlaufstelle, doch die Zeiten haben sich geändert, auch die Vermieter müssen umdenken und die Flächen vielleicht mal nur für ein Jahr vermieten.“ Beispielsweise an Händler mit pfiffigen Ideen. Die so genannten zeitlich begrenzten Pop-up-Stores, wie der kürzlich eröffnete Art-Shop, seien doch ein richtiger Schritt. „Das lädt zum Bummeln ein“, meint Schwenk.

Pfiffige Konzepte sind gefragt

In Herne beispielsweise wurde ein lange Jahre leer stehendes denkmalgeschütztes altes Warenhaus von einem Investor saniert und ist in der Zwischenzeit wieder voll vermietet. Handel, Büros, ein Fitnessstudio, Gastronomie bringen Leben in die Stadt. Die Städte sind im Wandel. Gewöhnliche Konsumgüter sind bequem online zu erwerben. Doch die Menschen wird es auch in Zukunft in die Städte ziehen. Um soziale Kontakte zu pflegen, um sich auf dem Wochenmarkt zu treffen, um zu shoppen, um zu verweilen. Jetzt sind die Städte gefragt – Konzepte zu entwickeln, wie man die Menschen in die Stadt bringt. Mit der Perspektivenwerkstatt kann Leonberg ein erstes Zeichen setzen.