Yvonne Morgenthaler betreibt einen Secondhandladen mit Café in Schönaich. Im Sommer hat sie eine Krebsdiagnose erhalten und bangt nun auch noch um die Zukunft ihres Ladens.

Es ist der zweite Schicksalsschlag für Yvonne Morgenthaler innerhalb relativ kurzer Zeit. Nachdem sie vor zwei Jahren an Brustkrebs erkrankt war, steht sie nun vor einer weiteren Diagnose: Sie hat Metastasen in den Knochen. Für ihren Secondhandladen in Schönaich braucht sie deshalb ein neues Konzept, um sich auf ihre Heilung konzentrieren zu können. Auf der Plattform „GoFundMe“ gibt es mittlerweile einen Spendenaufruf.

 

Auf einer Fläche von rund 300 Quadratmeter hat sich Yvonne Morgenthaler einen beachtlichen Secondhandshop aufgebaut: Dirndl, Brautkleider, Handtaschen, Abendmode, Alltagsklamotten – die Auswahl ist riesig. Draußen und im hinteren Teil des Ladens gibt es zusätzlich Sitzmöglichkeiten, um sich einen Kaffee und ein Stück Kuchen schmecken zu lassen. Secondhand und Bewirtung – damit hat Yvonne Morgenthaler, die früher den Irish Pub in Böblingen geführt hat, zwei Leidenschaften verbunden.

Viel Arbeit fällt mit Secondhandklamotten an. Im Keller stapelt sich die Ware. Foto: Stefanie Schlecht

Mit Secondhandkleidung ist sie quasi aufgewachsen: Ihre Mutter betreibt bis heute den „Kinderladen“ in Herrenberg, in dem sie Secondhandkleidung für Kinder und Frauen verkauft. „Die Gastro wollte ich aber auch nicht ganz loslassen“, erzählt die gelernte Hotelfachfrau. Deshalb entschloss sie sich im Jahr 2019, beides auf der Fläche in Schönaich zu kombinieren. Was sie damals nicht wusste: Die Eröffnung fiel unmittelbar in die Zeit der Corona-Lockdowns. Ein schwieriger Start. 2023 kam die Brustkrebsdiagnose, worauf sich Morgenthaler einer Operation unterziehen musste.

Doch ausreichend Ruhe fand die Geschäftsinhaberin danach nicht, sie musste ich nach einem Monat Pause wieder um den Laden kümmern. Um den Shop weiterführen zu können, investierte sie ihr Erbe – das Haus ihres Vaters – in den Laden. Einige ihrer Mitarbeitenden musste sie dennoch kündigen. „Das hat mich alles erneut krank gemacht“, ist sie überzeugt. Die zahlreichen Arbeitsstunden, keine Zeit, um sich auszuruhen und wieder neu Kraft zu schöpfen, der finanzielle Stress. All das setzte ihr zu.

Anfang des Jahres ging sie dann wegen Schulterschmerzen zum Hausarzt. Dieser schickte die 46-Jährige zunächst wieder nach Hause. Doch die Schmerzen wurden nicht besser. Beim Orthopäden wurde sie schließlich geröntgt. Das Ergebnis war niederschmetternd: Der Brustkrebs war nicht komplett weg und hatte sich an mehrere Knochen in ihrem Körper gesetzt.

Der Krebs wird Yvonne Morgenthaler vermutlich für immer begleiten

Die neue Diagnose, die sie im August bekam, hat eine ganz andere Tragweite: Der Krebs ist unheilbar. Die Lebenserwartung bewegt sich zwischen anderthalb und 30 Jahren, erzählt Yvonne Morgenthaler. Die Antikörpertherapie, die sie diese Woche begonnen hat, wird sie nun ihr restliches Leben lang begleiten. „Ich möchte mich einfach ein halbes Jahr ausruhen können“, sagt die Ladenbesitzerin. „Ich brauche einfach etwas Zeit, damit ich mich um mich selbst kümmern kann“, sagt die 46-Jährige. Sie werde nie wieder so Vollgas geben können, wie sie das zuvor in ihrem Arbeitsleben getan hat. Spätestens bis zum nächsten Januar oder Februar müsse eine Lösung her.

Ideen für die Fläche hat sie viele: Vielleicht findet sich jemand, der als Geschäftspartner einsteigen will? Oder jemand, der das Café übernehmen will? Jemand, der Werbefläche braucht? Eine Friseurin, die im hinteren Teil des Ladens ein Zimmer bekommt? Yvonne Morgenthaler sprüht geradezu vor kreativer Ideen.

Mit der Spendenaktion auf der Plattform „GoFundMe“ wurden bereits über 7000 Euro für Yvonne Morgenthaler gespendet. Ziel sind 25 000 Euro. Es falle ihr nicht leicht, um Hilfe zu bitten. Doch eins ist sicher: Aufgeben will sie nicht. „Das ist mein Baby“, sagt sie über ihren Laden. Die Arbeit mache ihr Spaß, auch wenn es viel Verantwortung bedeute. Momentan arbeiten fünf Minijobber in ihrem Team, und mittlerweile hat sie das Gefühl, dass der Laden gut angenommen wird. Letztes Jahr sei schon gut gelaufen. Doch die Personalkosten seien letztlich so hoch, dass sie nicht über die Runden komme – vor allem, weil sie nun nicht mehr selbst in gewohnter Weise mit anpacken könne.

Den Seconhand-Laden in Schönaich retten

Spendenaktion
Auf der Plattform „GoFundMe“ sammelt Yvonne Morgenthaler Spenden, mit denen sie den Laden am Laufen halten kann, während sie sich auf ihre Heilung konzentriert. Gespendet werden kann unter folgendem Link: https://www.gofundme.com/f/mein-laden-mein-laden-und-mein-kampf-gegen-den-krebs

Laden
In dem Secondhandladen gibt es rund 7000 Einzelteile. Darunter auch Brautmode und Abendmode.