Seit seiner Krebserkrankung hat sich Guido Westerwelle rar gemacht. Jetzt zeigt er sich in Berlin zum ersten Mal wieder bei einem offiziellen Termin.

Berlin - Bei einem großen Empfang zu Ehren von Hans-Dietrich Genscher am Mittwoch in der FDP-Zentrale fehlte er noch. Am Donnerstagabend war er dann da: Zum ersten Mal seit Bekanntwerden seiner Krebserkrankung im Juni 2014 hat sich Guido Westerwelle in Berlin wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Der 53-jährige Ex-Außenminister nahm am Kurfürstendamm an einem Empfang seiner „Westerwelle Foundation“ teil.

 

Um es vorwegzunehmen: Westerwelle sah aus und trat auf wie früher. Die Haare voll, die Stimme fest. Nicht einmal auf Anzug und Krawatte verzichtete er. Wie früher, in den Jahren als FDP-Chef, Vizekanzler und Minister, als das für ihn Pflicht war.

Westerwelle ging in einer 10-minütigen Ansprache, die er überwiegend auf Englisch hielt, nur kurz auf seine Krankheit ein. „Aus offensichtlichen Gründen war es mir in den letzten 15 Monaten nicht möglich, bei öffentlichen Veranstaltungen dabei zu sein. Um so mehr bin ich glücklich und dankbar, sie heute Abend hier persönlich begrüßen zu können.“ Dann ging es weiter im Text.

Bei Westerwelle war im Juni 2014 - ein halbes Jahr nach dem Abschied aus dem Auswärtigen Amt - akute Leukämie festgestellt worden. Eigentlich ein Routinetermin: Nach einer Sportverletzung hatte man ihm Blut abgenommen. Dann aber ging es sofort zur Chemotherapie ins Krankenhaus, in die Universitätsklinik nach Köln. Vor ziemlich genau einem Jahr bekam er dort eine Knochenmark-Transplantation. Dann wurde es still um ihn.

Mehr als ein Vierteljahr lag Westerwelle im Krankenhaus

Mehr als ein Vierteljahr lag Westerwelle im Krankenhaus. Anschließend verbrachte er viel Zeit auf Mallorca, wo er zusammen mit seinem Mann Michael Mronz ein Haus hat. Gelegentlich konnte man den beiden auf dem Flughafen Köln/Bonn begegnen. Auf Facebook bedankte sich der FDP-Mann zwischendurch einige Male knapp für die vielen guten Wünsche. „Ich bin zuversichtlich“, schrieb er im Juni. „Es wird werden.“

Seither sah man ihn häufiger, aber stets außerhalb des Berliner Politikbetriebs: beim CHIO-Reitturnier in Aachen, bei den Festspielen in Salzburg, bei einem Jazzfest der FDP in Bonn. Heute ist er immer noch an der Uniklinik Köln in Behandlung, aber nur noch ambulant. Regelmäßig muss er sich Check-Ups unterziehen.

Seit einer Weile kommt Westerwelle auch wieder zum Arbeiten in seine Stiftung, die nur wenige hundert Meter von seiner Berliner Wohnung entfernt liegt. Der Empfang am Donnerstagabend war Auftakt eines Wochenend-Seminars, zu dem die Stiftung knapp zwei Dutzend „Young Leaders“ aus dem Ausland nach Berlin geladen hat.

Nächste Woche schon hat Westerwelle den nächsten öffentlichen Termin, dann wieder fern der Hauptstadt. Am Mittwoch bekommt er von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Düsseldorf den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen.