Lange hat man nichts konkretes über den Gesundheitszustand des Mercedes-Aufsehers gehört. Nun meldete sich sein Bruder zu Wort – mit guten Nachrichten.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Wo ist er? Seit Niki Lauda sich Anfang August im Wiener Allgemeinen Krankenhaus einer Lungentransplantation unterziehen musste, existiert eine Lücke. Im Kommunikationszentrum des Mercedes-Teams sitzt jetzt keiner mehr da, der eine eine Melange bestellt, über das Renngeschäft als solches fachsimpelt und nach eher dürftigen Ergebnissen der Silberpfeile auch ein bisserl herumknurrt. „Er fehlt uns unheimlich – sowohl von einem professionellen Standpunkt aus gesehen als auch menschlich“, sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Auch Lewis Hamilton äußert sich zur Saisonphase ohne den Mann mit dem roten Kapperl emotional: „Wir vermissen Niki. Wir beten für eine rasche Genesung.“

 

„Er telefoniert und schaut die Rennen an"

Es sickert wenig durch über den Gesundheitszustand der 69 Jahre alten Formel-1-Legende. Mal hieß es, es gehe Lauda etwas besser, dann wurde die Lage wieder als kritischer eingestuft, das vage Bild wog in den vergangenen Wochen hin und her. Nun hat sich Florian Lauda bei einem Talk im ORF zum aktuellen Zustand seines Bruders geäußert. „Ihm geht es Gott sei Dank wieder wesentlich besser. Er telefoniert und schaut die Autorennen im Fernsehen an“, sagt Lauda und beruhigt die Gemüter, die in großer Sorge sind um Österreichs größten Sportler und Weltstar. „Ich habe heute Vormittag noch mit Birgit telefoniert, seiner Frau. Die war auch ganz happy, dass es ihm wieder relativ gut geht“, sagt der Bruder noch und gibt Einblicke in den Krankenhaus-Alltag des Mercedes-Oberaufsehers. Demnach sei Niki Lauda „mit Physiotherapie und allem Möglichen“ beschäftigt. „So schnell wird’s nicht wieder so, wie er früher war. Aber das kommt schon. Dauert halt seine Zeit“, erzählt Bruder Florian.

Das Stehaufmännchen Niki Lauda

Niki Lauda, da sind sie sich in der Familie wie auch bei Mercedes alle einig, ist ein Stehaufmänchen. Will heißen: Das wird schon. Wenn’s einer packt, dann er. Denn wenn es da oben einen Gott gibt, dann hat er dem Unternehmersohn aus Wien ein beachtliches Pfund auf die Schultern gelegt– ohne das Lauda daran je zerbrochen wäre. Er hat sich immer gewehrt. Einmal sogar gewonnen. Nach seinem Feuerunfall 1976 am Nürburgring hatte Laudas Analyse sogar etwas heldenhaftes: „Gott hat zwar nach mir gegriffen, doch er hat nur mein Ohr dawischt.“

Seine Brandnarben im Gesicht kommentierte der dreimalige Weltmeister nur mit dem lapidaren Hinweis: „So schaust halt aus, wenn du 50 Sekunden im Feuer hockst.“ Die vergangenen 42 Jahre hielten tatsächlich viel bereit für ihn. Der Crash am Nürburgring machte den Rennfahrer und späteren Fluglinienbesitzer weltberühmt. Als dann auch noch im Mai 1991 eine Boeing 767 der Lauda-Air über Thailand wie ein Stein vom Himmel fiel, weil sich die Schubumkehr eines Triebwerks eingeschaltet hatte, war dies die größte Tragödie im Leben des Andreas Nikolaus Lauda. 223 Tote – der Horror, unfassbar. Sein Dasein als Fluglinienbesitzer wird darüber hinaus immer wieder geprägt von Turbulenzen finanzieller Art. Und im Jahr 2005 rettet ihm seine zweite Frau Birgit mit einer Nierenspende das Leben. Dreizahn Jahre später folgt die Lungentransplantation.

Macht Lauda seinen Zwillingen bald wieder Müsli?

Wie viel verträgt so ein Leben? Gute Frage. Nicht bei Niki Lauda – und das gibt seinen Angehörigen und Teamkollegen die Hoffnung, dass im Fahrerlager bald endlich wieder jemand eine Melange bestellt. Und bruddelt. Aber viel wichtiger ist seine Rückkehr für die Zwillinge Mia und Max. Die sind Jahrgang 2009 und es gewohnt, das Papa Niki ihnen das Frühstück macht. „Müsli gibt es da“, sagt Lauda, „mehr kann ich nicht.“