Hat auf dem Bundeswehr-Testgelände im Emsland mehr gebrannt als Torf und Sträucher? Die Bundeswehr prüft inzwischen, ob von den dort liegenden Munitionsresten nicht auch giftige Stoffe wie Quecksilber oder gar Radioaktivität freigesetzt wurden.

Meppen - Spezialisten der Bundeswehr untersuchen nach dem Moorbrand bei Meppen Boden, Luft und Wasser nach Spuren von radioaktiver Strahlung und Quecksilber. „Die Strahlenmessstelle Süd ist mit dem Auftrag vor Ort, zu überprüfen, ob Einsatzkräfte einer Strahlenbelastung ausgesetzt gewesen sein könnten“, sagte ein Sprecher der Bundeswehr der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Auf dem Waffentestgelände könnten dem Zeitungsbericht zufolge in der Vergangenheit quecksilberhaltige Sprengkörper beispielsweise der Nationalen Volksarmee der DDR sowie uranhaltige Nato-Munition getestet worden sein.

 

Dem Verteidigungsministeriums zufolge gibt es keine akuten Hinweise auf radioaktive Strahlung oder erhöhte Quecksilberbelastung. „Es gibt keine Erkenntnisse, dass dort jemals Uranmunition getestet worden ist“, sagte Ministeriumssprecher Jens Flosdorff am Freitag in Berlin. Die angekündigten Messungen seien eine rein vorsorgliche Maßnahme und sollen zur Transparenz beitragen. „Wir gehen kein Risiko ein“, sagte Flosdorff.

Giftstoffe durch Moorbrand freigesetzt?

Giftstoffe könnten dem Zeitungsbericht zufolge durch den Moorbrand freigesetzt worden sein. Nach Angaben eines Bundeswehrsprechers erfolgen die Untersuchungen auf Bitten des Landes Niedersachsen.

Das niedersächsische Innenministerium wartet bereits seit einer Woche auf Messdaten der Bundeswehr, die vor dem 18. September beim Moorbrand erhoben wurden. „Wir haben die Bundeswehr gebeten uns Messdaten von vor dem Zeitraum, zu dem starke zivile Kräfte und das Innenministerium eingebunden worden sind, zu übermitteln. Da warten wir noch auf die entsprechende Rückmeldung“, sagte der für den Katastrophenschutz zuständige Referatsleiter aus dem Innenministerium, Mirko Temmler. Die Anfrage an die Bundeswehr sei am 29. September gestellt worden.

„Gerade in diesem Punkt sehen wir es auch kritisch, dass die Rückmeldung mehrere Tage auf sich warten lässt“, sagte Temmler. Noch unklar sei, ob es diese Daten gibt und ob sie auch zur Verfügung gestellt und veröffentlicht werden könnten. Bisher gibt es nach Angaben des Ministeriums aber keinen Anlass, sich wegen einer Gesundheitsgefährdung der Helfer oder der Bevölkerung Sorgen zu machen.

Niedersächsische Grünen-Politiker übten Kritik an der Informationspolitik der Bundeswehr. „Wenn sich bewahrheitet, dass erst jetzt gemessen wird, ob durch den Brand im Moorgebiet auch Radioaktivität und Quecksilber freigesetzt wurden, dann ist das ein Skandal“, sagte die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Anja Piel.

Das Technische Hilfswerk, das Hunderte Helfer im Emsland beim Moorbrand im Einsatz hatte, befürworte die aktuellen Messungen der Bundeswehr und schaue mit großem Interesse auf die neuen Ergebnisse, sagte ein Sprecher. „Sobald die neuen Ergebnisse vorliegen, wird das THW erneut eine Bewertung vornehmen.“