Donald Trump profiliert sich am Schauplatz der jüngsten gewaltsamen Proteste gegen Rassismus in den USA als Kämpfer für Recht und Ordnung. Der Besuch in Wisconsin kommt nicht von ungefähr, denn dort könnte das Rennen zwischen ihm und Joe Biden besonders knapp werden.

Kenosha - US-Präsident Donald Trump hat nach gewaltsamen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in der Stadt Kenosha den Demokraten Versagen vorgeworfen. Er habe den Verantwortlichen in der Stadt und im Bundesstaat Wisconsin die Unterstützung von Bundesbeamten angeboten, um die Proteste in den Griff zu bekommen. „Sie wollten einfach nicht, dass wir kommen, und dann war die Zerstörung angerichtet“, sagte Trump am Dienstag bei einem Besuch in Kenosha.

 

Die Stadt kommt nicht zu Ruhe, seit Polizisten am 23. August dem Schwarzen Jacob Blake sechsmal in den Rücken geschossen und schwer verletzt hatten. Er dürfte gelähmt bleiben. Bei den Protesten seither wurde an städtischem Eigentum ein Schaden von an die zwei Millionen Dollar angerichtet, wie es am Dienstag aus der Stadtverwaltung hieß. Ein jugendlicher Trump-Unterstützer erschoss am Rande der Proteste mutmaßlich zwei Menschen.

Trump trifft Ladenbesitzer

Trump traf bei seinem Besuch in Kenosha am Dienstag unter anderem die Besitzer eines zerstörten Möbelladens und Polizisten. Einmal mehr warnte er, dass anderen Städten das gleiche Schicksal blühen würde wie Kenosha, wenn sein demokratischer Rivale Joe Biden die Wahl im November gewinnen würde. Ein Treffen mit der Familie von Blake war nicht vorgesehen. Ein Onkel des Mannes, Justin Blake, sagte: „Wir brauchen nicht noch mehr Schmerz und Spaltung von einem Präsidenten, der seinen Wahlkampf auf Kosten unserer Stadt voranbringen will“. Trumps Autokonvoi fuhr unter großen Polizeischutz zwischen Unterstützern und Gegnern durch, die auf Abstand gehalten wurden.

Der demokratische Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, hatte Trump zuvor gebeten, auf seinen Besuch zu verzichten, weil dieser die Spannungen in der Stadt verschärfen könne. Der Präsident selbst sagte hingegen, er glaube, dass seine Anwesenheit in Wisconsin den „Enthusiasmus erhöhen“ könne. Wisconsin dürfte bei der Wahl einer der umkämpftesten US-Staaten werden.

Biden erneut Vorwürfe gemacht

Tags zuvor hatte Trump seinem Herausforderer Biden erneut vorgeworfen, dieser unterstütze radikale Unruhestifter. Er selbst nahm indessen den 17-Jährigen Angeklagten in Schutz, der nach Polizeiangaben einen Mann erschossen hat und stürzte, als mehrere Personen versuchten, ihn zu entwaffnen. Danach soll er eine zweite Person erschossen haben.

Trump stellte das Ganze als Notwehr dar und sagte: „Er hat versucht, von ihnen wegzukommen, nehme ich an, es sieht so aus, und er ist gestürzt. Und dann haben sie ihn sehr gewaltsam angegriffen. (...). Er war in großen Schwierigkeiten. Er wäre wahrscheinlich (...) getötet worden.“

Biden kritisierte, der Präsident weigere sich, Gewalt zu verurteilen. „Er ist zu schwach, (...) dem Hass ein Ende zu setzen, den er selbst angestachelt hat“, sagte Biden. „Er wollte sich nicht einmal von einem Anhänger distanzieren, der wegen Mordes angeklagt ist, weil er andere angegriffen hat.“