Die Polizei begrüßt den Vorstoß des Verkehrsministeriums, das Vorgehen gegenüber PS-Protzern zu verschärfen. Der OB ergreift ebenfalls die Initiative und will die Sicherheit auf Stuttgarts Straßen erhöhen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Den Vorstoß des Verkehrsministers Winfried Hermann, die Raser- und Poserszene stärker unter Druck zu setzen, begrüßt die Stuttgarter Polizei. „Das ist gut, wenn man in der Politik den Handlungsbedarf sieht und uns unterstützen will“, sagte ein Sprecher des Präsidiums am Montag. Die Polizei spricht bei dieser Szene von der motorisierten Vergnügungsszene. Das sind zum einen Fahrer sportlicher Autos, die gerne aufs Gas drücken. Zum anderen ist das die Klientel, die an Wochenenden zwar mit meist mäßigem Tempo, aber röhrenden Motoren und wummernden Boxen durch die Innenstadt kreuzt – wobei es durchaus Schnittmengen gibt.

 

Der Verkehrsminister hatte am Wochenende vorgeschlagen, dass sich Vertreter seines Referats, des Innenministeriums – und damit auch der Polizei – sowie Vertreter der Stadt zusammensetzen und besprechen, welche Hebel man ansetzen kann, um Rasern und insgesamt der motorisierten Vergnügungsszene Einhalt zu gebieten. Der Verkehrsminister verweist auf den Paragrafen 30 der Straßenverkehrsordnung, der unter anderem „unnützes Hin- und Herfahren“ oder unnötigen Lärm durch laufende Motoren verbietet.

Anlass war ein tödlicher Unfall in der vergangenen Woche. Ein junges Paar kam auf tragische Weise ums Leben, als ein Jaguar mit 550 PS auf ihren Kleinwagen schleuderte. Am Steuer saß ein 20-Jähriger, der das Luxusauto gemietet hatte und nach ersten Erkenntnissen eines von der Polizei eingeschalteten Gutachters zu schnell fuhr. Der 20-Jährige kam wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in Untersuchungshaft.

„Unnützes Hin – und Herfahren“ ist schwer nachweisbar

Der Hebel, den Hermann nun ansetzen will, ist der Polizei nicht neu. „Wir kennen die Vorschriften natürlich“, sagte der Polizeisprecher Martin Schautz. Auch achte die Verkehrspolizei bei ihren Kontrollen der Szene, die sich vor allem im Sommer in der Innenstadt trifft, auf Verstöße gegen Vorschriften, wie sie im besagten Paragrafen formuliert seien.

Jedoch sei es schwierig, die Verstöße nachzuweisen: Wenn zum Beispiel der Besitzer eines hochmotorisierten und aufgemotzten Fahrzeugs die Theodor-Heuss-Straße auf und ab fahre, werde es schwierig, ihm nachzuweisen, dass das unnötig gewesen sei.

Nicht nur der Verkehrsminister hat sich zu Wort gemeldet. Auch der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ergreift die Initiative, sein Augenmerk liegt auf den Rasern – zumal am Wochenende ein junger Autofahrer an der Pischekstraße vermutlich ebenfalls wegen zu hoher Geschwindigkeit verunglückte. Er wurde schwer verletzt, als sein Wagen sich mehrfach überschlug.

Kuhn teilte am Montag mit, er habe den zuständigen Bürgermeister Martin Schairer (CDU) beauftragt, mögliche „Raser-Schwerpunkte“ im Stadtgebiet „aufzuzeigen und zu analysieren“. Man wolle dann mit der Polizei überlegen, was an jenen Stellen getan werden kann. Außerdem soll gemeinsam mit der Polizei untersucht werden, ob und wie an solchen Orten die Verkehrssicherheit verbessert werden könnte und welche Maßnahmen der Stadt und der Polizei zur Verfügung stehen.„Wir wollen systematisch die gesamte Stadt in den Blick nehmen, um zu sehen, was wir für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zusätzlich tun können“, sagte Kuhn. Die Polizei hat erste Schritte bereits angekündigt. Sie will an der Rosensteinstraße Lasermessungen vornehmen. Tagsüber hat die Verkehrsüberwachung der Stadt dort mehrfach kontrolliert und keine Auffälligkeiten festgestellt. Die Polizei will nun nachts lasern. Wann genau, das verrät sie nicht. Aber demnächst soll es losgehen.