Annette Schavan will Spitzenkandidatin des Kreisverbands Alb-Donau/Ulm für die Bundestagswahl bleiben. Sie bekommt dabei die volle Unterstützung aus der Südwest-CDU. Auch von unerwarteter Seite bekommt sie Rückendeckung.

Stuttgart - Annette Schavan (CDU) bekommt nach dem Rücktritt als Bundesbildungsministerin aus der CDU in ihrer Wahlheimat Baden-Württemberg weiterhin volle Unterstützung. Die 57-Jährige bleibt Spitzenkandidatin des Kreisverbands Alb-Donau/Ulm für die Bundestagswahl. „Sie hat mir versichert, dass sie ihre Kandidatur wahrnimmt“, sagte Verbandschef Paul Glökler. Seit 2005 vertritt Schavan den Wahlkreis. Schavan hatte ihre Entscheidung am Samstag verkündet und zog damit die Konsequenzen aus der Aberkennung ihres Doktortitels.

 

Im Südwesten hatte Schavan während der Plagiatsaffäre stets Rückendeckung bekommen. So erhielt Schavan auch am Wochenende Lob für ihre Verdienste als Ministerin in Baden-Württemberg, wo sie von 1995 bis 2005 die Ressorts Kultus, Jugend und Sport geleitet hatte. Der Vorsitzende des CDU-Bezirks Württemberg-Hohenzollern, Thomas Bareiß, bedauerte den Rücktritt: „Es ist ein Jammer, dass Annette Schavan nach 17 Jahren unglaublich erfolgreicher Arbeit in Stuttgart und Berlin als Ministerin gehen muss.“

Fraktionsübergreifend wird nicht an Schavans Erfolgen gezweifelt

Darauf baut auch ihr Heimatverband, der Schavan Ende Januar – damals also noch mit Doktortitel – mit knapp 96 Prozent der Stimmen nominiert hatte. „Bei den Beziehungen und Netzwerken, die die Frau hat, unabhängig vom Ministeramt, ist sie für uns immer noch Gold wert“, sagte Glökler. „Auch als Abgeordnete ohne Bundesministertitel ist sie eine starke Repräsentanz für den Kreisverband“, erklärte der Fraktionsvorsitzende der Ulmer CDU, Thomas Kienle. An Schavans Erfolgen werde fraktionsübergreifend nicht gezweifelt. So hatte etwa Ulms SPD-Oberbürgermeister Ivo Gönner ihr Unterstützung zugesagt.

Dass die Südwest-CDU nun nur noch mit Finanzminister Wolfgang Schäuble im Bundeskabinett repräsentiert ist, schadet dem Ansehen des zweitgrößten CDU-Landesverbands laut einem Sprecher nicht. Mit Schäuble, Volker Kauder als Unionsfraktionsvorsitzendem, Annette Widmann-Mauz und Hans-Joachim Fuchtel als parlamentarische Staatssekretäre sowie Thomas Strobl als Landesgruppenchef und Bundes-Vize sei die Südwest-CDU in Berlin „hervorragend“ vertreten.

Über die Parteigrenzen hinweg gab es Respekt

Über die Parteigrenzen hinweg zollten Politiker Schavan für ihren Schritt Respekt. Damit habe sie sich die Anerkennung im Dienst der Bildungs- und Wissenschaftspolitik gesichert, meinen Oppositionsvertreter. Als neue Bildungsministerin soll die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) antreten. Eine von der „Bild am Sonntag“ beim Meinungsforschungsinstitut Emnid in Auftrag gegebene Umfrage noch vor dem Rücktritt ermittelte eine Mehrheit der Deutschen (62 Prozent), die Merkel und die Union durch die Schavan-Affäre beschädigt sieht.