Der erste Teil der Hauptverkehrsader Münchingens ist gerade fertig umgebaut – schon gibt es Ärger in der Stadt Korntal-Münchingen. Zu wenig Bäume lösen ebenso Unmut aus wie zu viele Parkplätze.

Die Stadt Korntal-Münchingen hat den nächsten Schritt für den weiteren Umbau der Münchinger Ortsdurchfahrt getan. Nachdem der erste Bauabschnitt zwischen der Kronen- und Danziger Straße fertig ist, richtet sich der Blick nun ortseinwärts, über den Stiegel- und Wetteplatz bis zur Hauptstraße.

 

Für die Stadtverwaltung war klar, dass das Freiburger Büro Faktorgruen die Umsetzung des zweiten und dritten Bauabschnitts plant: Es hatte den Architektenwettbewerb gewonnen und zeichnete bereits für den ersten Bauabschnitt verantwortlich. Die kommenden Planungsleistungen in Höhe von insgesamt rund 126 000 Euro waren europaweit ausgeschrieben worden, und das wirtschaftlichste Angebot hat laut der Stadtverwaltung Faktorgruen abgegeben.

Wegen Leitungen weniger Bäume

So zufrieden wie der Bauamtschef Alexander Bagnewski ist allerdings nicht jeder mit dem Ergebnis rund um den neuen Vollsortimenter Edeka samt Wohnungen. Im Technikausschuss, der letztlich der Vergabe der Planungsleistungen an Faktorgruen zustimmte, machten erst Friedrich Siegle (CDU) und Andrea Küchle (FDP) ihrer Verärgerung Luft. Es würden weniger Bäume gepflanzt als vorgesehen, weil Leitungen im Weg sind. Der Bauamtsleiter bestätigte im Boden „breite, massive Leitungspakete der Telekom“, die vorher nicht bekannt waren. Es sei allerdings die Telekom gewesen, die ihrer Pflicht nicht nachgekommen sei und darüber informiert habe. Vertreter des Unternehmens hätten auch nie an den Besprechungen teilgenommen.

Dagegen hatte der Bauamtsleiter Alexander Bagnewski keine Erklärung für die Parkplätze gegenüber der um ein paar Meter verlegten Bushaltestelle „Ziegeleistraße“. Es handelt sich um zwei längere Parkstreifen von je rund 25 Metern Länge am rechten Fahrbahnrand zwischen der Ziegelei- und Danziger Straße – die plötzlich da waren, die es aber eigentlich nicht geben sollte.

Das Rathaus bringt Licht ins Dunkel

Laut Anne Föhl-Müller (Freie Wähler) waren die Parkplatzmarkierungen auf der Straße in den Plänen nicht eingezeichnet. Sie würden den Verkehr massiv behindern: Seit der Sanierung stoppt der Bus auf der Straße, nicht mehr in einer Bucht, damit der Einstieg barrierefrei ist. Parken gegenüber dann auch noch Autos, ist die Stuttgarter Straße dicht – kein Fahrzeug kommt durch. Allenfalls Motorräder und Radler könnten sich durchschlängeln. Im Gremium herrschte Ratlosigkeit auf der einen und obendrein Unmut auf der anderen Seite.

Die Nachfrage im Rathaus bringt Licht ins Dunkel. Es gab ein Missverständnis. „Vor der Sanierung waren an dieser Stelle schon Parkstreifen“, teilt die Rathaussprecherin Angela Hammer mit. Auf dem Entwurfsplan, der dem Baubeschluss für die Umgestaltung der Stuttgarter Straße zugrunde lag, waren keine Verkehrszeichen oder Markierungen eingezeichnet. Was Hammer zufolge auch nicht üblich ist. „Nach der Sanierung der Straße wurden dort, wo früher bereits Parkplätze waren und auch nach Sanierung wieder möglich sind, auch wieder welche angeordnet und markiert.“ Es wurde also der Ursprungszustand hergestellt – weil Parkplätze gegenüber der Bushaltestelle nicht ausdrücklich ausgeschlossen wurden.

„Im Normalfall wird der Verkehrsfluss beruhigt“

Hinzu kommt: Im ersten Entwurf war gegenüber der neugestalteten Haltestelle der Stopp der Gegenrichtung eingeplant – der in einer weiteren Beschlussfassung entfiel. „Hier wurde die alte Bushaltestelle als Busbucht an der Danziger Straße beibehalten“, sagt Angela Hammer. Somit konnten Parkplätze markiert werden.

Und jetzt? Die Stadtverwaltung belässt erst mal alles, wie es ist. „Der Wegfall der Parkplätze wäre eine faktische Reduzierung der Parkplätze vor Ort bei gleichzeitig hohem Parkdruck“, begründet die Rathaussprecherin die Entscheidung. Sie betont, man beobachte und bewerte die Verkehrssituation. Ohnehin sieht die Stadtverwaltung die Lage weniger dramatisch, als die Ausschussmitglieder dies tun. „Im Normalfall wird der Verkehrsfluss beruhigt. Zur Hauptverkehrszeit kann es zu Beeinträchtigungen kommen.“ Da es sich nur um Fahrbahnmarkierungen handele, seien die Kosten hierfür „sehr gering“ gewesen.

Stadt treibt Sanierungen und Abrisse im Ortskern voran

Nächstes Frühjahr, spätestens nächsten Sommer soll der Baubeschluss für den zweiten Abschnitt der Stuttgarter Straße bis zur Hauptstraße gefasst sein. Die Stadt möchte erneut die Bevölkerung einbeziehen, bevor im Frühjahr 2026 die Bauarbeiten beginnen. Am Ende wird die Hauptverkehrsader Münchingens von der Kreuzung Hauptstraße im Westen bis zu den Bahngleisen im Osten des Stadtteils auf einer Strecke von ungefähr 750 Metern umgebaut sein.

Parallel treibt die Stadt die Sanierung der eigenen wie privaten Gebäude im Ortskern voran. Seit dem Jahr 2015 erhält sie Geld aus dem Sanierungsprogramm des Landes, das 60 Prozent der Kosten übernimmt. Der Technikausschuss hat grünes Licht gegeben, den Gesamtförderrahmen auf 9,4 Millionen Euro zu erhöhen. Gerade städtische Projekte wie die Sanierung des Rathauses und der Abriss der Buddenberg-Halle würden eine erneute Aufstockung erfordern. Auf Flächen abgerissener Gebäude, für die es noch keine Nachnutzung gibt, plant die Stadt Grünanlagen. Zum Beispiel in der Hinteren Gasse.