Die Verletzungen seien so schwer, dass Jacob Blake wohl nie wieder laufen wird, sagt sein Anwalt. Nach den Schüssen der Polizei auf den Schwarzen kommt die Stadt Kenosha in Wisconsin nicht zur Ruhe. Dabei nimmt Blakes Familie Abstand von den Ausschreitungen.

Kenosha - Der Fall Jacob Blake wühlt die USA weiter auf. In der Stadt Kenosha kam es am Dienstag die dritte Nacht in Folge zu Demonstrationen und Unruhen. In Videos in sozialen Netzwerken waren Schüsse zu hören, die Aufnahmen stammten aus einem Vorort, wo Anwohner mit Gewehren und anderen Waffen lange nach der Ausgangssperre auf den Straßen waren. Vor dem Gericht in Kenosha feuerte die Polizei die dritte Nacht in Folge Tränengas auf Demonstranten. Auch in einem Park kam es zu Konfrontationen. Zuvor hatte der Gouverneur von Wisconsin den Notstand ausgerufen.

 

Mit dem Notstand verdoppelte Tony Evers die Nationalgarde in Kenosha auf 250 Einsatzkräfte. In der Nacht zuvor hatten aufgebrachte Menschenmengen Dutzende Gebäude beschädigt und mehr als 30 Feuer im Stadtzentrum gelegt. Unruhen hat es außerdem in Los Angeles, Wisconsins Hauptstadt Madison und in Minneapolis gegeben. Die Stadt ist das Epizentrum der Bewegung Black Lives Matter, seit dort der Afroamerikaner George Floyd in Polizeigewahrsam getötet wurde.

Am Wochenende schoss die Polizei dem Schwarzen Blake offenbar mehrmals in den Rücken, während der sich in seinen Wagen hinein beugte. Die Szenen sind auf einem Handyvideo eines Anwohners zu sehen. Zu hören sind sieben Schüsse, wie viele ihn trafen, war unklar - und auch, wie viele Polizisten die Schüsse abgaben. Die Polizei hat bislang wenig zu dem Fall bekannt gegeben, lediglich, dass die Einsatzkräfte auf einen Notruf wegen eines Familienstreits reagiert hätten. Das Justizministerium von Wisconsin ermittelt.

Polizei hat nach den Unruhen Ermittlungen eingeleitet

Nach den Unruhen von Dienstag habe die Polizei von Kenosha Ermittlungen eingeleitet, berichtete die Zeitung „Milwaukee Journal Sentinel“. Anlass seien Videos, auf denen mindestens zwei Personen mit mutmaßlichen Schussverletzungen zu sehen waren.

Die Polizei habe seinen Sohn „sieben Mal, sieben Mal, so als sei er egal“ angeschossen, sagte Blakes Vater am Dienstag vor Reportern. „Aber mein Sohn zählt. Er ist ein Mensch und er zählt“, so der Vater, der ebenfalls Jacob Blake heißt.

Nach den Verletzungen ist der jüngere Blake nun wohl gelähmt. Der 29-Jährige habe Verletzungen am Rückenmark erlitten und seine Wirbelsäule sei zerstört. „Es wird ein Wunder für Jacob Blake Jr. brauchen, um je wieder laufen zu können“, sagte dessen Anwalt Ben Crump. Drei von Blakes Söhnen hätten zum Zeitpunkt der Schüsse im Auto gesessen, einer sei an dem Tag acht Jahre alt geworden.

Blakes Mutter Julia Jackson sagte, die Zerstörungen und Ausschreitungen in Kenosha seien nicht das, was die Familie wolle. Könnte ihr Sohn sie sehen, würde ihm das nicht gefallen. Als sie sich das erste Mal nach dem Vorfall gesehen hätten, habe er sich bei ihr entschuldigt. „Er hat gesagt: „Ich will keine Last für euch sein. Ich will mit meinen Kindern zusammen sein und ich glaube nicht, dass ich wieder laufen werde.““