Nach dem Sturmtief Herwart, das am Wochenende über Deutschland hinweggezogen war, hat sich der Bahnverkehr wieder normalisiert. Probleme bereitet allerdings noch der auf Grund gelaufene Frachter.

Berlin - Der bei stürmischer Nordsee auf Grund gelaufene Frachter „Glory Amsterdam“ hält die Bergungskräfte weiter in Atem. Wegen zu geringer Wassertiefe wurde am Montagabend auf einen geplanten Freischleppversuch verzichtet, wie das Havariekommando in Cuxhaven mitteilte. Am Dienstagabend sollte begonnen werden, sogenanntes Ballastwasser von dem Schiff abzulassen, um gegen Ende der Woche einen erneuten Schleppversuch zu unternehmen.

 

Zwei Tage nach dem Sturmtief „Herwart“ verlief der Bahnverkehr wieder normal. „Herwart“ hatte am Wochenende vor allem in Nord- und Ostdeutschland gewütet und dabei auch den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Am Dienstag waren nach Bahn-Angaben alle gesperrten Strecken wieder frei.

Ablassen von Ballastwasser soll für Auftrieb sorgen

Der 225-Meter-Frachter mit 1800 Tonnen Schweröl an Bord liegt seit Sonntagabend 2,2 Kilometer vor der Insel Langeoog auf Grund. Nach Angaben eines Sprechers des Havariekommandos soll das Ablassen von 20.000 Tonnen Ballastwasser für Auftrieb sorgen, so dass das Schiff wieder schwimmt. Ballastwasser wird auf unbeladenen Frachtern aufgenommen, um sie besser steuern zu können.

Zwei große Schlepper seien im Anmarsch, um das dann leichtere Schiff zu sichern, so dass es nicht weiter abtreibt, sagte der Sprecher. Das Ballastwasser müsse langsam abgelassen werden, das Abpumpen werde einige Tage dauern. „Wir hoffen, dass wir vor dem Wochenende einen Schleppversuch machen können“, so der Sprecher weiter. Ein Abpumpen des Schweröls sei zunächst nicht vorgesehen: „Das Öl ist zur Zeit im Schiff sicherer aufgehoben als wenn es abgepumpt würde.“ Es gebe keine Risse oder ein Leck. Das Schiff werde stündlich überprüft, fügte er hinzu. Der Frachter war am Sonntag während des Sturms „Herwart“ stundenlang mit zwei ausgebrachten Ankern manövrierunfähig im Meer getrieben und schließlich vor Langeoog auf Grund gelaufen.

Erhebliches Risiko für den Nationalpark Wattenmeer

Die ersten Versuche, den Frachter ins Fahrwasser zu schleppen, waren wegen des widrigen Wetters fehlgeschlagen. Alle 22 Menschen an Bord des Havaristen blieben den Angaben zufolge unverletzt. Besatzungsmitglieder sollen jedoch unter Seekrankheit leiden. Die Umweltorganisation WWF äußerte sich besorgt wegen der großen Menge Öl an Bord des unter panamaischer Flagge fahrenden Schiffs. Das Schweröl sei „ein erhebliches Risiko für den Nationalpark Wattenmeer, in dem der Unglücksfrachter liegt“, warnte der WWF-Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner. Das Wattenmeer zählt zum Unesco-Weltnaturerbe.

Durch den Sturm „Herwart“ kamen in Deutschland mindestens drei Menschen ums Leben, in den Nachbarländern Polen und Tschechien starben mindestens vier Menschen. An den Folgen eines Bootsunglücks während des Sturms starben in Mecklenburg-Vorpommern eine 48 Jahre alte Frau und ein 56 Jahre alter Mann. Ein 48-Jähriger, der sich ebenfalls an Bord des gekenterten Motorbootes befunden hatte, wurde auch am Dienstagnachmittag weiter vermisst. Zuvor war an der niedersächsischen Nordseeküste ein 63-jähriger Camper gestorben, der von einer Sturmflut überrascht worden war.