Mit dem Bus des Fußball-Oberligisten aus dem Kreis Ludwigsburg sind offenbar Demonstranten zum Protest gegen den Parteitag nach Riesa gefahren worden. Der Club geriet unverschuldet in die Situation.
Der Schock war groß, als Manfred Bleile am Sonntagvormittag seine Mails durchschaute. „Uns hatte jemand geschrieben, dass unser Mannschaftsbus bei einer Demonstration in Riesa gesehen wurde und wir uns schämen sollen“, erzählt Manfred Bleile, der gemeinsam mit Rolf Knorr einer der Vorstände des Fußball-Clubs FSV 08 Bietigheim-Bissingen ist. In der sächsischen Stadt fand am vergangenen Wochenende der AfD-Parteitag statt. Rund um die Veranstaltung fand eine große Protestaktion statt.
Mit dem Bus – gestaltet in den blau-weißen Vereinsfarben und auf dem neben dem großen Logo des Oberligisten auch dessen Sponsoren prangen – wurden offenbar Demonstranten nach Riesa gefahren. Auf einem TikTok-Video ist der Bus deutlich zu sehen. Der Verein distanziert sich in einer Stellungnahme auf seiner Homepage und in den sozialen Netzwerken von der Aktion. „Für uns ist das vereinsschädigend“, sagt Bleile. Denn die Sorge, Sponsoren könnten sich zurückziehen, weil sie sich dadurch in ein schlechtes Licht gerückt sehen, ist groß. In der Stellungnahme heißt es: „Der FSV 08 Bietigheim-Bissingen und sämtliche Werbepartner distanzieren sich ganz klar von jeglicher politischen Instrumentalisierung.“
Bus ist nicht Eigentum des Vereins
Dabei wurden die 08er, die sich als vielfältiger Verein bezeichnen, mehr oder weniger unverschuldet in die Situation gebracht. Das Fahrzeug ist Eigentum der Bus Tours GbR aus Aspach. Mit dem Unternehmen hat der Verein einen Vertrag über vier Jahre abgeschlossen, der die Fahrten zu allen Auswärtsspielen des Clubs umfasst. Im Gegenzug durfte der Verein den Bus zu Werbezwecken bekleben. Vermieten darf das Unternehmen seinen Bus über die Fahrten des Vereins hinaus bislang an jeden. Und tat dies eben an jenem Samstag.
„Wir wussten nicht, welchen Zweck die Fahrt hatte“, sagt Halit Alcelik, Geschäftsführer des Busunternehmens. Eine Privatperson hatte den Bus bestellt und das Unternehmen hinterfrage nicht jede Buchung. Zunächst sei die Fahrt zum Gewerkschaftshaus in Stuttgart gegangen, weshalb man von einer Streikaktion ausgegangen sei. Erst kurz vor dem Zielort habe der Busfahrer erkannt, worum es sich handelt. „Wenn wir gewusst hätten, dass zu einer Demonstration gefahren wird, dann hätten wir den Auftrag nicht angenommen“, sagt Alcelik. Grund dafür ist die Sorge vor Beschädigungen am Fahrzeug oder Angriffe auf den Busfahrer. Bei der Fahrt nach Riesa sei jedoch nichts passiert. „Alle im Bus waren friedliche Leute“, sagt der Geschäftsführer.
Dennoch erwartet die Person, die den Bus angemietet hat, jetzt eine Klage des Unternehmens wegen des Verstoßes gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, kündigt Alcelik an. In den AGB des Unternehmens sei festgehalten, dass die Busse nicht zum Transport zu Demonstrationen eingesetzt werden dürfen. Bei der Anmelderin soll es sich um eine Aktivistin aus dem Umfeld der „Letzten Generation“ und dem Bündnis „widersetzen“ handeln.
Im Vertrag mit dem FSV 08 Bietigheim-Bissingen fehlt bislang eine entsprechende Regelung, an wen der Bus mit dem Vereinsaufdruck vermietet werden darf. Dies soll am Mittwoch nachgeholt werden.