Nachdem ein Hund mutmaßlich durch Eichenprozessionsspinner ums Leben gekommen ist, stellt sich die Frage: Was muss man vor und nach dem Kontakt mit den Raupen wissen?

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

In vielen Parks stehen derzeit wieder Schilder, die vor den Raupen des Eichenprozessionsspinners warnen. Auch in Bietigheim-Bissingen sind vier Bäume befallen, einer davon steht im Overland-Park. Dort fiel ein Nest herunter, das die Stadtgärtnerei dann absaugte und den Platz reinigte. „Daher besteht auch hier keine Gefahr für die Besucher des Gartens“, sagte Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Alle befallenen Bäume seien mit Warnschildern versehen und abgesperrt.

 

Für Menschen ist die Gefahr also überschaubar, ein Hund hat den Kontakt mit den haarigen Raupen aber mutmaßlich nicht überlebt. Derzeitige Ermittlungen der Polizei deuten darauf hin, dass die Hündin, die im Bietigheimer Bürgergarten Kontakt mit den Raupen des EPS hatte, wohl in dessen Folge einen anaphylaktischen Schock hatte und gestorben ist. Auch die Besitzerin soll schwere Ausschläge davongetragen haben. Zuvor stand im Raum, dass ein Giftköder ausgelegt wurde, die Polizei schätzt das jedoch als unwahrscheinlich ein. Wie reagieren Halter, wenn ihr Tier oder sie selbst Kontakt mit den Raupen hatten?

Kontakt kann zu Verätzungen der Zunge führen

Die Anicura Tierkliniken, zu denen auch ein Standort in Ludwigsburg-Oßweil gehört, warnen, dass die Raupe vor allem für Hunde besonders giftig ist. „Durch das Abschlecken des Fells, aber auch der direkte Kontakt mit der Nase oder der Zunge mit der Raupe, führt zu starken Schwellungen im Kopfbereich und zu schweren Verätzungen der Hundezunge“, so die Klinik auf ihrer Webseite. In weiterer Folge könnten sogar Teile der Zunge absterben.

Beim Menschen verfangen sich die kleinen Widerhaken der feinen Haare an den Kleidern und Schuhen und lösen bei jeder Berührung neue toxische Reaktionen aus. Die fast unsichtbaren Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein.

Auf der Haut verursacht das Nesselgift Rötungen, Quaddeln und Pusteln mit sehr starkem Juckreiz. Unbehandelt dauern diese Hautreaktionen oft ein bis zwei Wochen an. Gelangen die giftigen Härchen durch Einatmen in die Lunge, kann es zu Entzündungen wie bei einer Bronchitis, Asthmaanfällen und in Einzelfällen zu einer allergischen Schockreaktion kommen.

Nach dem Duschen nicht abtrocknen

Halter sollen mit ihrem Tier möglichst schnell zum Tierarzt, so die Experten der Anicura Tierkliniken – „dort wird das Maul ausgespült und wenn notwendig, Medikamente gegen den allergischen Schock gegeben“. Menschen sollten ihre Kleidung wechseln und waschen, duschen und sich danach nicht abtrocknen, damit übrige Härchen nicht in die Haut eingerieben werden.

Ganz allgemein gilt: Die Raupen und Gespinste nicht berühren, nicht genau ansehen, um die feinen Haare nicht einzuatmen, und sich nicht in der Nähe von befallenen Bäumen aufhalten. „Hunde sollten unbedingt an der Leine gehalten werden und einen Maulkorb tragen“, so die Tierklinik.

Der Eichenprozessionsspinner ist im Landkreis Ludwigsburg im Grunde ein Dauerthema, meldet das Landratsamt auf Rückfrage. Aufgrund der fortschreitenden Klimaerwärmung könne sich der EPS an vielen Orten deutlich einfacher ausbreiten. Der Kahlfraß der Raupen gefährdet zudem die Gesundheit des Waldes.

Derzeit keine Kahlfraßgefahr im Wald

In den letzten Jahren und auch in diesem Jahr hat noch kein Kahlfraß durch die Raupen des EPS im Wald stattgefunden. „Daher mussten zum Schutz des Waldes auch keine Maßnahmen – bis hin zur ultima ratio der Ausbringung Pflanzenschutzmittel per Hubschrauber – getroffen werden“, so das Landratsamt. Der Befall durch EPS beschränke sich auf einzelne Bäume.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter, dessen Raupen Nester spinnen. Laut Naturschutzbund bilden sich ab dem dritten Larvenstadium die für den Menschen gesundheitsgefährdenden Brennhaare – je nach Wetter kann das bereits ab Ende April bis Anfang Mai geschehen. Der NABU empfiehlt, Nester abzusaugen statt abzuflammen. Denn durch das Feuer könnten zum einen die Bäume geschädigt werden und zum anderen die Brennhaare umhergewirbelt werden.