2018 ist Kroatien Vizeweltmeister geworden. Nun steht das Team um Ex-Weltfußballer Luka Modric im Viertelfinale und hat auch vor den famosen Brasilianern keine Angst.

Als Zlatko Dalic eine halbe Stunde nach dem Elfmeterdrama gegen Japan vor die internationale Presse trat, gab es Applaus. Einige kroatische Reporter waren offenbar ganz hingerissen von dem Auftritt des Nationaltrainers und dem Viertelfinaleinzug seiner Mannschaft. Und tatsächlich: Kroatien hatte es mal wieder geschafft. Das Dalic-Team steht bei der WM in Katar unter den besten acht und befindet sich auf einem guten Weg, erneut Geschichte zu schreiben. Wie schon 2018. In Russland wurden die Kroaten bekanntlich Vizeweltmeister. Ihren Siegeszug stoppten damals erst die Franzosen im Finale von Moskau.

 

Keine Angst vor Brasilien

Und wie schon in Russland behält die Elf von Trainer Dalic auch in der Wüste Katars die Nerven, wenn es darauf ankommt. Wie vor vier Jahren im Achtel- und Viertelfinale gegen Dänemark und Russland hatte Kroatien im Elfmeterschießen das bessere und glücklichere Ende für sich. Bloß diesmal eben gegen Japan. Auch weil die Elf in Dominik Livakovic einen herausragenden Keeper in ihren Reihen wusste, der Japans wacklige Schützen mit drei Paraden zur Verzweiflung trieb. „Wir hatten einen fantastischen Torwart. Er war großartig, er hat die Elfmeter auf beeindruckende Art und Weise gehalten“, sagte Kroatiens Coach Zlatko Dalic. Und fügte hinzu: „Er hat all unsere Probleme gelöst.“ Dalic wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Mit 4:2 gewann seine Mannschaft eine intensive Auseinandersetzung gegen den Deutschland-Schreck – nach Elfmeterschießen. Zur Pause hatten die Kroaten mit 0:1 hinten gelegen. Ivan Perisic brachte sie mit einem Kopfballtreffer zurück ins Spiel. Mit 1:1 ging es in die Verlängerung, in der keine Tore mehr fielen.

Kroatiens Trainer war sichtlich zufrieden. Ja, mehr noch: Die Genugtuung, es den Zweiflern zu zeigen, die Kroatien diesmal den großen Wurf nicht zugetraut haben, sah man dem 56-Jährigen an. „Wir sind auf dem nötigen Level, um wieder weit zu kommen“, sagte Dalic. „Für uns ist diese WM noch längst nicht vorbei.“ Es klang wie eine Kampfansage an die Konkurrenz. Auch vor den famosen Brasilianern, auf die man am Freitag (16 Uhr) im Viertelfinale trifft, hat Dalic, wie er betonte, keine Angst.

„Unterschätzt niemals Kroatien“

Doch was macht diese Kroaten so stark? Eine vaterländische Gesinnung trägt dazu bei, sportliche Widerstände zu überwinden, sich nicht kleinkriegen zu lassen in einem harten Turnier. Meint jedenfalls Andrej Kramaric, Angreifer in Diensten von Bundesligist TSG Hoffenheim. Für Außenstehende sei das schwer zu begreifen, räumt der 31-Jährige ein. „Aber wir alle sind Kinder der Kriegsgeneration und aufgewachsen in dem Bewusstsein, dass Bekannte oder Verwandte für die Unabhängigkeit unseres Landes ihr Blut vergossen haben, damit wir heute in Frieden leben können“, sagte Kramaric vor der WM dem Magazin „11 Freunde“. „Uns verbindet die nationale Identität, aus der sich der ganz besondere Stolz auf die Nationalelf ableitet.“

Kramaric stand bei der WM in Katar bislang in allen Partien in der Startformation. Beim 4:1 im Gruppenspiel gegen Kanada traf der Hoffenheimer sogar zweimal. Kramaric gehört zu einem Gerüst, das dem Team Stabilität verleiht. Vorgetäuscht ist das Selbstvertrauen der Kroaten indes nicht. Schließlich verfügt der Vizeweltmeister über etliche Spitzenkräfte: Im Tor steht mit Torwart Dominik Livakovic (27, Dinamo Zagreb) ein Elfmeterkiller, in der Innenverteidigung agiert der erst 20 Jahre alte und mit Lob überschüttete Josko Gvardiol von RB Leipzig sowie Haudegen Dejan Lovren (33, Zenit St. Petersburg), das Mittelfeld ist mit Marcelo Brozovic (30, Inter Mailand), Mateo Kovacic (28, FC Chelsea) und natürlich Superstar Luka Modric (37, Real Madrid) überdurchschnittlich gut besetzt.

Gegen Brasilien, das sich spielerisch leicht ins Viertelfinale getanzt hat, sieht sich der Vizeweltmeister keineswegs als Außenseiter. „Unterschätzt niemals Kroatien“, warnte Trainer Dalic zum Abschluss. „Wir sind ein kleines Land, aber wir arbeiten hart und kämpfen für unsere Ziele.“