Schon seit einigen Jahren setzt die Stuttgarter Börse auf Kryptowährungen und gilt damit als Vorreiter in Europa. Wie könnte es mit Donald Trump als künftigem US-Präsidenten und erklärtem Krypto-Befürworter weitergehen?

Matthias Voelkel schaut optimistisch in die Zukunft. Der Chef der Stuttgarter Börse setzt mit seinem Handelsplatz schon seit einigen Jahren auf Kryptowährungen und gilt als Vorreiter in Europa. Nach Donald Trumps Wahlsieg, der sich selbst als Krypo-Präsident inszeniert, erwartet Voelkel, dass der „Kuchen für alle Beteiligten größer“ wird. Damit meint er Banken, Broker und sich selbst, also die Börsen. Eine Abwanderung der europäischen Kryptobranche in die USA erwartet er indes nicht.

 

Kryptowährungen gelten als sehr volatil. Wer nicht bereit ist, im schlimmsten Fall seine Investments zu verlieren, sollte sich mit Anlagen in diesem Bereich zurückhalten. Und trotzdem boomt das Geschäft, nicht zuletzt durch den Wahlsieg Trumps in den USA, auf den die Kryptogemeinde große Hoffnungen setzt.

Stuttgarter Börse könnte vom Hype profitieren

Auch die Börse in Stuttgart könnte davon profitieren. Innerhalb von fünf Jahren hat sie sich eigenen Angaben zufolge das größte Digitalgeschäft aller europäischen Börsen aufgebaut. „Wir werden dieses Jahr sogar rund 25 Prozent unserer Gesamterträge mit dem Geschäft rund um Kryptowährungen erzielen“, sagt Voelkel. Den größten Anteil daran hat Bitcoin mit über 50 Prozent. Ende vergangenen Jahres gab die Börse bekannt, Kryptowährungen im Wert von 4,3 Milliarden Euro für ihre Kundinnen und Kunden zu halten.

Matthias Voelkel schaut optimistisch in die Zukunft. Foto: Börse Stuttgart/Börse Stuttgart

Die ursprüngliche Idee hinter Kryptowährungen war ein Zahlungsmittel, das unabhängig von Staaten, Zentralbanken und der Geldpolitik funktioniert. Auch Buchungen müssen nicht von einer zentralen Stelle bestätigt werden. Vereinfacht gesagt führt die Nutzergemeinschaft mit Hilfe der Blockchain-Technologie ein riesiges Kontenbuch, das alle jemals getätigten Transaktionen enthält und das jeder jederzeit einsehen kann.

Fälschungssichere Technologie

Kryptowährungen wurden lange vor allem auf internationalen Plattformen wie Binance oder Coinbase gehandelt, vorsichtigere Anlegerinnen und Anleger ziehen es aber vor, bei Banken oder Börsen zu investieren. Diese fungieren dann als eine Art Zwischenhändler. Genau diese Menschen will auch die Börse in Stuttgart ansprechen und hat dabei offenbar Erfolg: Sie spricht von einer Million aktiver Nutzerinnen und Nutzer, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Voelkel selbst gehört dazu, sagt er. Überzeugt habe ihn die fälschungssichere Technologie.

Kryptowährungen haben zwar „keinen eigenständigen Wert“, sagt Gilbert Fridgen, Professor für digitale Finanzdienstleistungen an der Universität Luxemburg. Aber die Menschen bezahlen trotzdem dafür, weil sie „darauf vertrauen, dass zum Beispiel ein Bitcoin, der heute einen Wert hat, auch morgen noch einen Wert haben wird“. Voelkel geht davon aus, dass etwa zehn Prozent der Europäerinnen und Europäer Kryptowährungen besitzen.

Stuttgarter Börse will „Infrastrukturpartner für Banken“ werden

Banken und Börsen waren lange Zeit skeptischer. Neben Stuttgart bietet mittlerweile aber auch die Deutsche Börse, die die Frankfurter Börse betreibt, eine regulierte Handelsplattform für den Kryptosektor an. Euronext, die unter anderem die Pariser Börse betreiben, bieten indes keine direkte Plattform an, ermöglichen aber Investments in Finanzprodukte, die mit digitalen Zahlungsmitteln verknüpft sind.

Die Stuttgarter Börse will derweil „Infrastrukturpartner für Banken“ werden. „Wir setzen auf dieses institutionelle Geschäft und wollen den Banken keine Konkurrenz machen“, sagt Voelkel AFP. Er glaubt nicht, dass Trumps angekündigte Deregulierung dazu führt, dass sich der Kryptomarkt stärker auf die USA konzentriert. „Das dürfte nicht in großem Stil passieren, nicht zuletzt wegen der ebenfalls positiven Marktdynamik in Europa“, sagt er. 

Fridgen warnt derweil davor, einen „Wettlauf der Deregulierung“ mitzumachen. „Wir tun gut daran, Kryptowährungen weiterhin in einem gut regulierten Umfeld handelbar zu machen“, sagt er. Kundinnen und Kunden würden auch weiter in Europa investieren wollen, dafür brauche es entsprechende Plattformen.