Eigentlich wollte Hollywood-Star Scarlett Johansson bald einen Transgender-Mann und Zuhälter spielen. Doch nun reagiert sie zerknirscht auf eine Empörungskampagne: Das Projekt sei unsensibel gewesen.

Hollywood - Nach wenigen Tagen heftiger Empörung vor allem der Transgender-Gemeinde gibt der Hollywood-Star Scarlett Johansson nun nach. Die 33-Jährige wird keinen Transmann spielen. In dem geplanten Biopic „Rub & Tug“ von Regisseur Rupert Sanders sollte sie ursprünglich die Hauptrolle übernehmen, die von Dante „Tex“ Gill, einer schillernden Figur in Pittsburghs Unterwelt der Siebziger. Gill war 1930 als Frau geboren worden, lebte als Mann und führte als Teil der lokalen Mafia bordellartige Massagesalons. Diese Rolle, protestierte unter anderem April Reign, die Initiatorin der 2015 gestarteten Kampagne #oscarssowhite, hätte unbedingt an eine Transgender-Schauspielerin gehen sollen.

 

Ein Signal der Reue

Ihre Zusage für „Rub & Tug“ und ihr anfängliches Beharren, eine Frau dürfe sehr wohl einen Transmann spielen, nannte Johansson gegenüber dem Magazin „Out“ nun unsensibel. „So gerne ich die Chance wahrgenommen hätte, Dantes Leben und Wandlung vor Augen zu stellen, begreife ich doch, warum viele meinen, er solle von einer Transgender-Person dargestellt werden. Und ich bin dankbar, dass diese Besetzungsdebatte, so kontrovers sie war, ein größeres Gespräch über Diversität und Widerspiegelung im Film in Gang gebracht hat.“ Als Signal kann auch gelten, dass Johansson für ihre Stellungnahme nicht eines der großen Branchenmagazine der Filmindustrie wählte. „Out“ ist ein Organ der LGBTQ+-Szenen, der Schwul-Lesbisch-Trans-und-sonstigen-Gemeinden also.

Mit ihrer ursprünglichen Verteidigung, auch Jeffrey Tambor („Transparent“), Jared Leto („Dallas Buyers Club“) und Felicity Huffman („Transamerica“) hätten schon erfolgreich Transgenderrollen übernommen, wies Johansson zwar auf ein Kernelement der Schauspielerei hin: auf Recht, Kunst und Anforderung, jemanden ganz anderen als das eigene Ich zu porträtieren. Aber auch die protestierenden Transgender-Talente wie Jamie Clayton aus der Serie „Sense8“ brachten ein gewichtiges Argument für die Reservierung solcher Rollen vor: „Trans-Schauspieler werden bei Nicht-Transrollen nicht einmal zu einem Vorsprechen eingeladen.“

Künftig Grenzen verschieben

Diese Ungleichheit der Chancen und das nicht eben große Angebot an Trans-Charakteren in Film und Fernsehen hat auch Johansson nun noch einmal angesprochen. Keine große Hollywood-Produktion habe 2017 auch nur eine einzige Transrolle umfasst.

Daran schloss Johansson fast schon eine programmatische Ankündigung an: „ Ich bin überzeugt davon, dass alle Künstler fair und gleich behandelt werden sollten. Meine eigene Produktionsfirma, These Pictures, strebt aktiv Projekte an, die sowohl unterhalten wie auch Grenzen verschieben. Wir freuen uns darauf, mit allen nur möglichen Gruppen zu arbeiten, um solche höchst ergreifenden und bedeutsamen Geschichten an ein weltweites Publikum heranzutragen.“