Der 47-jährige Stadtrat Thomas Fuhrmann ist für den Posten als Beigeordneter für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen vorgesehen. Fabian Mayer soll Erster Bürgermeister werden. Die Grünen kritisieren die Personalentscheidungen.

Stuttgart - Die CDU ist jeden Tag für eine Überraschung gut: Nachdem der Finanz- und Erste Bürgermeister Michael Föll kurzfristig seinen Wechsel ins Kultusministerium bekannt gegeben und Fraktionschef Alexander Kotz seinen Verzicht auf die Nachfolge und den Beginn einer längeren Findungsphase erklärt hatte, sind die Posten nun schon vergeben. Der 47-jährige Thomas Fuhrmann, Jurist für Verwaltungs- und Sozialversicherungsrecht, soll das Referat für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen am 1. März übernehmen. Das Vorschlagsrecht für diesen Posten liegt bei der CDU.

 

Das Ergebnis einer auf das Wochenende beschränkten Findungsphase war am Dienstag durchgesickert, Kreischef Stefan Kaufmann und Alexander Kotz waren gezwungen, eine für Mittwoch geplante Pressekonferenz abzusagen und Informationen unserer Zeitung in einer Mitteilung zu bestätigen. Darin heißt es auch, dass Fabian Mayer (CDU) das Amt des Ersten Bürgermeisters übernehmen solle. Mayer ist seit zwei Jahren für die Bereiche Verwaltung, Kultur und Recht verantwortlich. Auch der dienstältere Beigeordnete für Sicherheit, Ordnung und Sport, Parteifreund Martin Schairer, hatte mit der Stellvertretung von OB Fritz Kuhn (Grüne) geliebäugelt.

OB entscheidet über Geschäftskreise

Während die CDU davon ausgeht, das Super-Referat von Föll für sich erhalten zu können, können sich SPD und SÖS/Linke-plus eine Änderung der Geschäftskreise vorstellen, womöglich auch einen weiteren Bürgermeister. Wohnen, Mieterschutz und Bodenvorratspolitik sollen wichtig werden. Eine Neuordnung ist allerdings Angelegenheit des Oberbürgermeisters. Weil Fritz Kuhn (Grüne) das Einvernehmen mit den Fraktionen herstellen muss, sind nun erst einmal Gespräche nötig.

Fuhrmanns Ernennung ist eine Überraschung, weil sich die CDU entgegen ihrer Ankündigung nun doch nicht mehr Zeit für einen umfassenden Suchlauf gelassen hat, und weil er erst seit 2014 Mitglied der Ratsfraktion ist. Außerdem hatte Kotz erklärt, man müsse „den Suchradius“ erweitern erweitern, „weil es in der Fraktion niemanden gibt“.

Fuhrmann hat eine Verwaltungsausbildung

Fuhrmann hat eine kleine Kanzlei im Stadtteil Mühlhausen, wo er 20 Jahre im Bezirksbeirat saß. Anders als der Handwerksmeister Kotz verfügt der 47-Jährige über eine Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst, das Haushaltsrecht ist dem künftigen Finanzbürgermeister schon deshalb nicht fremd. Sein Ziel sei eigentlich eine Karriere im Finanzministerium gewesen, sagt der Stadtrat. Ein Richter habe ihm im Referendariat im Anschluss ans Jurastudium geraten, Anwalt zu werden. Einzig die Hauptaufgabe des „Wasenbürgermeisters“, unfallfrei das erste Bierfass auf dem Frühlingsfest anzustechen, sei ihm noch fremd. Das sei übrigens auch eine der ersten Fragen gewesen, die ihm Kotz im Zusammenhang mit dem Amt gestellt habe.

Die Nachfolgeregelung in seiner Kanzlei sei eine lösbare Aufgabe. Am Donnerstag droht allerdings eine ernste Interessenkollision: Der voraussichtliche Krankenhausbürgermeister ist als OB-Stellvertreter Leiter des Ausschusses zur Akteneinsicht im Zusammenhang mit der Misswirtschaft im Klinikum. Fuhrmann sieht die Problemlage und kündigte Gespräche über das weitere Vorgehen an.

Nominierung wohl am 19. Dezember

Fuhrmann sei ein hochgeschätzter Kollege, der die gemeinderätlichen und verwaltungstechnischen Vorgänge im Rathaus gut kenne. Er kenne als Mitglied mehrerer Ausschüsse die Herausforderungen in der Stadt, aber auch deren Potenzial, so Kotz. Er bringe die fachlichen Voraussetzungen mit. „Für die Kreispartei, aber auch für die gesamte Stadt Stuttgart ist diese Personalie daher ein absoluter Gewinn“, erklärten Kaufmann und Kotz. Die formale Nominierung von Fuhrmann werde in einer Sitzung der Ratsfraktion und des Kreisvorstands wohl am 19. Dezember stattfinden. Der Gemeinderat soll die Ausschreibung noch dieses Jahr verabschieden, die Wahl ist für den 14. März avisiert.