Mit Michael Burger zieht ein vielseitig interessierter und bekannter Bürger ins Ortsparlament in Kernen ein.

Kernen - In seinem Stettener Hausgarten deutet Michael Burger auf ein Bienenhotel. Rund 20 Jahre ist es schon her, seit er den Unterschlupf für die nicht im Staatenverbund lebenden Wildbienen zusammen mit seiner Tochter gebaut hat. Die Nistmöglichkeit für nützliche und gefährdete Arten ist Ausdruck des ökologischen Bewusstseins, das der neue Kernener Gemeinderat an den Tag legt. Es verbindet ihn aber auch mit seiner Tochter, denn Hannah Burger-Kaminski forscht an der Universität Konstanz über Wildbienen.

 

„Er hatte es schon angedeutet“,

Dass der 66-Jährige am 15. Dezember 2016 als Nachfolger des freiwillig auf sein Amt verzichtenden Andreas Stiene für die Offene Grüne Liste (OGL) ins Kernener Gemeindeparlament nachrückte, traf Michael Burger nicht überraschend. „Er hatte es schon angedeutet“, sagte Michael Burger über seinen Vorgänger. Ohne zu zögern hat das Parteimitglied der Grünen dann zugesagt, obwohl Michael Burger den geschätzten Kollegen lieber an seiner Seite gehabt hätte, als ihm im Amt folgen zu müssen.

Der ehemalige Lehrer für katholische Religion und Deutsch ist nicht nur wegen seiner Tätigkeit am Waiblinger Staufer-Gymnasium kein Unbekannter. 2004 zog er – zeitgleich mit dem heutigen Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann (FDP/FW) – für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in den Kreistag ein, dem Michael Burger eine Wahlperiode angehörte. Im Unterricht hatte Michael Burger seinen Schülern zuvor immer wieder erklärt, wie wichtig es in einer demokratischen Gesellschaftsform ist, sich politisch zu engagieren. „Ich dachte, es sei an der Zeit, ihnen das nicht nur zu sagen, sondern auch einmal vorzuleben“, sagte der Kreisrat damals.

Lange Jahre Personalrat

Bereits zu Studienzeiten war Burger politisch interessiert und in der studentischen Selbstverwaltung aktiv. Später amtierte Michael Burger lange Jahre als Personalrat. Zudem lehrte er nicht nur seine beiden angestammten Fächer. Sowohl am Staufer-Gymnasium, als auch für die Volkshochschule bot der vielseitig interessierte Pädagoge Computerkurse an.

Aufgewachsen ist Michael Burger als Sohn einer donauschwäbischen Familie in Wernau. Bereits seit 1982 lebt der gebürtige Salzburger jedoch in Stetten. In seinem dortigen Haus drückt sich nicht nur durch das Bienenhotel im Garten sein Interesse am Thema Nachhaltigkeit aus. Viel Holz ist in dem schnuckeligen Gebäude verbaut und „wir haben auf eine gute Dämmung geachtet“, sagt der Gemeinderat.

Im neuen Amt ist er nach eigenem Empfinden fraktionsübergreifend gut aufgenommen worden und von daher guter Hoffnung, „dass sich auch einige Verkrustungen lösen“. Ohnehin hält Michael Burger die persönliche Ebene in einem Gemeinderat für besonders wichtig.

Berufsbedingt liegt ihm die Bildungspolitik besonders am Herzen, und nicht jede der jüngsten Entscheidungen findet seinen Beifall. Dass die Karl-Mauch-Schule in Stetten sich zur reinen Grundschule wandeln musste, kritisiert er. In einer Gemeinschaftsschule „hätte ich eine große Chance für Kernen gesehen“, sagt der Pensionär.

Burgers politischen Interessen sind so vielfältig, wie die Eindrücke, die er vor einigen Jahren auf einer zweimonatigen Reise um die halbe Welt gesammelt hat. Er lehnt eine Ausweisung von Gewerbeflächen am westlichen Ortsrand von Rommelshausen ebenso ab, wie eine allzu dichte Bebauung im Ortskern.

Neben der Gemeindeplanung ist auch der öffentliche Personennahverkehr ein Schwerpunkt seiner politischen Interessen. Den neuen Expressbus X20, der vom Waiblinger Bahnhof über Rommelshausen und Stetten bis nach Esslingen führt, bewertet der stellvertretende Vorsitzende der OGL positiv und hofft, dass möglichst viele Pendler auf ihn umsteigen. Wichtig sind Michael Burger zudem die soziale Gerechtigkeit und ein familienfreundliches Umfeld. Dessen Bedeutung erkennt der dreifache Großvater nicht nur am Beispiel seiner berufstätigen Tochter, die Anfang Dezember ihren zweiten Sohn auf die Welt gebracht hat. Somit dürfte es auch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich die dritte Generation der Familie Burger am Bienenhotel im Stettener Hausgarten erfreuen kann.