Der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz vergrößert mit seinem Verzicht auf den Posten des Finanzbürgermeisters die Probleme der Stuttgarter CDU, sagt Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Erst hat Finanzbürgermeister Michael Föll die CDU mit dem überraschenden Wechsel ins Kultusministerium in Verlegenheit gebracht. Nun setzt Fraktionschef Alexander Kotz die Kreispartei erst recht unter Zugzwang, indem er die logische Nachfolge ausschlägt, mit der er seit Langem kokettierte. Das hat zur Folge, dass die mit natürlichem Führungsanspruch ausgestattete CDU nach der OB-Wahl 2012 erneut auswärts nach einer Fachkraft für die Rathausspitze Ausschau halten muss, weil sich aus den eigenen Reihen niemand aufdrängt. Kreischef Stefan Kaufmann wird sich bei der Nominierung des CDU-Kandidaten für die OB-Wahl 2020 daran erinnern, dass Kotz die Verantwortung in einem der seltenen Momente eines Politikerlebens scheute, in dem das Amt zum Mann gekommen wäre und nicht umgekehrt.

 

Der Beinahe-Bürgermeister gibt private Gründe für den Verzicht an. Das mag eine Rolle gespielt haben. Entscheidender dürfte sein, dass ihm OB Fritz Kuhn die veränderten Vorzeichen klargemacht hat, unter denen er hätte agieren müssen. Das Referat verlangt mehr, als im Gemeinderat Visionen zu formulieren und dem OB Zaudern und Zögern zu unterstellen. Kotz sieht seine Position im Rathaus durch das Bekenntnis für die Fraktion dennoch eher gestärkt. Wenn er sich da mal nicht täuscht: Kritik aus seinem Munde wird künftig von der Verwaltung sicher anders bewertet.