Der VfB-Mannschaftsarzt Raymond Best spricht über die erneute Verletzung des Stuttgarter Mittelfeldspielers Daniel Didavi – und über die Gründe dafür. Didavi könnte es ähnlich ergehen wie Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira.

Stuttgart – - Raymond Best muss sich um sein Sorgenkind kümmern, denn Daniel Didavi (24) hat sich jetzt einen Muskelbündelriss zugezogen. Damit setzt sich die Pechsträhne des VfB-Regisseurs fort. Wir haben mit dem VfB-Teamarzt über das Thema Verletzungen gesprochen.
Herr Best, Daniel Didavi ist schon wieder verletzt. Verzweifelt man da als Arzt nicht?
Ganz und gar nicht.
Weil Sie sich daran gewöhnt haben?
Natürlich wird man hellhörig, wenn man hört, dass sich Daniel verletzt hat. Das ist normal nach dem schweren Knorpelschaden, den er vor gut zwei Jahren erlitten hat. Da ist man zwangsläufig sensibilisiert. Aber jetzt handelt es sich um eine Muskelverletzung. So bitter das für ihn auch ist, aber das ist eine ganz andere Hausnummer als ein Knorpelschaden.
Didavi dürfte trotzdem niedergeschlagen sein. Wie lange fehlt er dieses Mal?
Bei einem Muskelbündelriss geht man von vier bis sechs Wochen aus. Bei Daniel würde ich sagen, dass es auch eher sechs Wochen werden könnten.
Warum werden es bei ihm eher sechs Wochen – weil der Muskelbündelriss an einer empfindlichen Körperstelle passiert ist oder weil Didavi aufgrund seiner Vorgeschichte besonders vorsichtig sein muss?
Wegen beidem. Bei ihm dauert es etwas länger als bei anderen, bis das ganze System wieder stabil ist und er wieder wettkampforientiert belastet werden kann.
Bänderriss, Muskelfaserriss, Meniskusverletzung, Knorpelschaden, Knochenödem, Oberschenkelzerrung und jetzt ein Muskelbündelriss – es gibt fast nichts, was Didavi in den vergangenen vier Jahren nicht hatte. Was macht ihn so anfällig?
Jeder Mensch hat von Natur aus ein ähnlich hohes Verletzungsrisiko. Aber die erste größere Verletzung löst oft einen Dominoeffekt aus. Nehmen Sie aktuell etwa Bastian Schweinsteiger oder auch Sami Khedira.
Wodurch entsteht dieser Dominoeffekt ?
Durch biomechanische Verschiebungen. Das heißt etwa bei einem Kreuzbandriss, dass man unbewusst immer seine gesunde Seite mehr belastet als seine kranke. Dadurch verschiebt sich die Körperbalance.
Was kann Didavi dazu beitragen, dass er künftig von Verletzungen verschont wird?
Er hat dazu in der Vergangenheit schon alles beigetragen. Aber auf Null reduzieren lässt sich das Risiko leider nicht.