Nur jeder Zehnte tritt in die Pedale: Korntal-Münchingen ist auf dem Weg, fahrradfreundlicher zu werden. Auch ein spezielles Konzept soll nun Abhilfe schaffen.

Radwege fehlen, und wenn es welche gibt, sind sie nicht sicher genug, werden im Winter nur unzureichend von Schnee geräumt oder von Fahrzeugen blockiert. Darüber hinaus sind besonders am Bahnhof Korntal zu wenig und in die Jahre gekommene Abstellmöglichkeiten vorhanden: Wer in Korntal-Münchingen radelt, hat einiges zu bemängeln. Das hat eine Bürgerbefragung zum Verkehrsverhalten der Bevölkerung ergeben. „Die Befragten schätzen den Radverkehr als sehr schlecht ein“, fasst Angelika Lugibihl, die Leiterin des Sachgebiets Umwelt-, Klima- und Naturschutz, das Ergebnis zusammen. Das will die Kommune ändern.

 

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Zumal die nicht optimalen Bedingungen dazu führen, dass der Anteil des Radverkehrs in der Stadt bisher bei bloß sieben bis zehn Prozent liegt. Zugleich trägt der Verkehr mit rund einem Drittel zu den CO2-Emissionen bei. „Wichtig ist es deshalb, an dieser Stellschraube zugunsten der CO2-armen Mobilität zu arbeiten“, sagt Angelika Lugibihl. Das Ziel sei, den Fuß- und Radverkehr als Klimaschutzmaßnahme und Teil der nachhaltigen Mobilität zu fördern.

Bahn ist beliebtes Verkehrsmittel

Noch vor der Sommerpause will die Stadtverwaltung ein Planungsbüro beauftragen, das ein Fuß- und Radverkehrskonzept erstellt. Läuft alles nach Plan, könnte der Gemeinderat spätestens Anfang nächsten Jahres beschließen, was die Stadt wann realisiert. Am Ende sollen Zielnetze festgelegt, Netzlücken geschlossen, Barrierefreiheit umgesetzt sein. In das Konzept fließen die Ergebnisse der Bürgerbefragung ebenso ein wie die des Austauschs mit dem örtlichen Fahrradklub ADFC.

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Angelika Lugibihl sagt, durch eine ganzheitliche Betrachtung lasse sich in Korntal-Münchingen der Anteil des Radverkehrs erhöhen. Das Fahrradverleihsystem Regiorad, die Möglichkeit für Mitarbeitende, ein Dienstrad zu bekommen (Jobrad), der anstehende Umbau am Bahnhof Korntal – aktuell gebe es im Stadtgebiet nur einzelne Komponenten. „Wir brauchen den Lückenschluss“, sagt Angelika Lugibihl. Am Bahnhof Korntal tue sich etwas, auch deshalb sollte die Stadt bei der Infrastruktur nachziehen. Außerdem möchte Korntal-Münchingen den Radverkehr systematisch und damit besser mit anderen Verkehrsmitteln wie dem öffentlichen Nahverkehr verknüpfen. Immerhin: Aus der Bürgerbefragung geht hervor, dass der ÖPNV-Anteil mit 14 Prozent „recht hoch“ ist. Das erklärt Angelika Lugibihl damit, dass die Stadt sowohl an die S-Bahn als auch Strohgäubahn angebunden ist. Zu Fuß geht jeder vierte Befragte.

Finanzspritze ist gesichert

Das Fuß- und Radverkehrskonzept ist der letzte Baustein des Mobilitäts- und Parkraumkonzepts der Stadt, das deren Umwelt-, Klima- und Naturschutzstelle zwischen den Jahren 2017 und 2020 in zwei Teilschritten bearbeitet hat. Dazu gehören die Erhebung von aktuellen Verkehrsdaten, die Bürgerbefragung, das Parkraumkonzept mit Anwohnerparken rund um den Korntaler Bahnhof sowie ein Verkehrsmodell.

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Die Stadtverwaltung bringt das Fuß- und Radverkehrskonzept parallel mit der Planung des Umbaus am Bahnhof Korntal weiter voran, um, wie es aus dem Rathaus heißt, Synergien aufzugreifen, aber auch den Förderzeitraum einzuhalten: Der Stadt liegt für das Konzept die Förderzusage des Bundesamts für Güterverkehr im Rahmen der „Neustrukturierung der Mobilitätsinfrastruktur am Bahnhof Korntal“ in Höhe von 20 000 Euro netto vor. Was es kostet, das Konzept umzusetzen, ist dagegen noch unklar.

Neues Gesicht für den Bahnhofsvorplatz

Am Bahnhof wird der Vorplatz vor allem fahrradfreundlich umgestaltet. Im Februar hat die Stadt den Siegerentwurf vorgestellt, der von den Freiburger Architekten von Faktorgruen kommt. Die Beteiligten hoffen, dass spätestens kommendes Frühjahr die Bauarbeiten beginnen.