Die Designerin Sophia Schneider-Esleben hält Nachhaltigkeit und Modebewusstsein für miteinander vereinbar – und gibt Tipps für nachhaltige Mode.
Stuttgart - Fünf Kleidungsstücke kaufen die Deutschen im Schnitt jeden Monat. Allein für die Produktion einer Jeans werden 7000 bis 11 000 Liter Wasser benötigt, für ein T-Shirt etwa 2500 Liter – so viel trinken wir durchschnittlich in drei Jahren. Eine enorme Menge, zumal jeder Deutsche durchschnittlich acht Paar Jeans im Schrank hat – und die meisten, wie viele andere Kleidungsstücke auch, weder fair noch umweltschonend hergestellt werden. Doch lassen sich Mode und Nachhaltigkeit überhaupt vereinen? „Ja“, sagt Designerin Sophia Schneider-Esleben (31) entschieden, die in Kassel nachhaltige Mode entwirft und herstellt. Sie ist Mitglied im Verband deutscher Mode- und Textildesigner und zeigt, wie grünes Shoppen geht. Den Kauf gut überlegen Klingt simpel, ist aber wirkungsvoll. Wer kurz nachdenkt und sich seinen Kleiderschrank vor Augen führt, wird schnell merken, dass darin viele Kleiderleichen liegen. „Fast 30 Prozent werden nie getragen“, sagt die Designerin. Zudem fliegen viele und zumeist billige Kleidungsstücke schon nach einem halben Jahr wieder raus. Dabei hält etwa ein qualitativ hochwertiges T-Shirt aus Baumwolle sieben bis elf Jahre. „Deshalb sollte man sich fragen: Werde ich das neue Outfit mehr als dreimal anziehen, sogar die nächsten Jahre?“ Nach Alternativen suchen Nachhaltige Mode ist nicht nur Trend, sondern die Zukunft, sagt Sophia Schneider-Esleben. „Der Einsatz von Biobaumwolle liegt weltweit nur bei einem Prozent.“ Wer nachhaltig produzierte Mode will, kann in Eco-Concept-Stores (Läden für faire und nachhaltige Mode) einkaufen oder sich beim Ladeninhaber erkundigen, wie und wo die Kleidung hergestellt wurde. „Nicht jedes Label, das sich auf Ökomode spezialisiert, hat ein Zertifikat, denn die Zertifizierung ist sehr teuer.“ Zu den bekanntesten Biosiegeln mit strengen ökologischen und sozialen Kriterien gehören die Zertifikate des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN Best), Global Organic Textile Standard (GOTS) und Fair Wear Foundation. „Der gezielte Kauf und die Nachfrage von Biokollektionen führen dazu, dass der Einzelhandel sein Sortiment ausweitet und sogar wechselt.“ Auf Qualität achten Gute Biokleidung muss nicht immer teuer sein. Ein Shirt, das nur ein paar Euro kostet und nach einigen Wäschen bereits die Form verliert, kann nicht fair und umweltschonend produziert werden. „Je langlebiger Mode ist, desto nachhaltiger ist sie auch“, sagt die Designerin. „Auch ein sorgfältiger Umgang verlängert die Lebensdauer von Kleidungstücken. Mit Biowaschmittel bei niedriger Temperatur und nur, wenn nötig, bei voller Maschine waschen, gerne lüften. Auf Weichspüler verzichten, bei mittlerer Hitze bügeln, auf der Leine statt im Trockner trocknen, so können Wasser und Energie gespart werden“, rät sie. Kleider tauschen oder verkaufen Ressourcen sparen kann man auch, indem man Kleidung repariert, gebraucht kauft oder tauscht. Neben Secondhandläden und Kleiderflohmärkten gibt es auch im Internet viele Plattformen – etwa „Kleiderkreisel“ oder „Mädchenflohmarkt“. „Man kann auch selbst zum Verkäufer werden“, sagt Sophia Schneider-Esleben. „Und die Gelegenheit dazu nutzen, den Kleiderschrank auszumisten.“ Der Mix macht’s Man muss nicht jedem Trend hinterherrennen und dafür auf die eigene Kreativität setzen: „Ich bin nicht für ein Kaufverbot, schließlich lebt Mode von Innovation in Kombination mit bewährten Klassikern aus dem eigenen Kleiderschrank, manchmal möchte man sich auch neu erfinden. Es ist der gesunde und gute Mix aus Alt und Neu. Kaufe und trage, was du wirklich liebst“, sagt die Designerin.