Holz erlebt als Baustoff einen zweiten Frühling. Die einen schwören beim Hausbau auf das nachhaltige Material. Andere sehen allerdings auch Nachteile. Wir haben mit einem Stadtplaner, einem Architekten und einer Familie gesprochen.

Leinfelden/Plieningen - Es ist eine Premiere für Leinfelden-Echterdingen. Zum ersten Mal baut die Stadt ein Haus aus massivem Holz. „Holzhäuser haben bei uns bisher keine große Rolle gespielt“, sagt Philipp Schwarz. Doch der natürliche Baustoff erlebe gerade in manchen Bereichen eine Renaissance, so der Leiter des Stadtplanungsamtes der Kommune. Eine Rolle spielt dabei der Klimawandel. Um Beton herzustellen, ist viel Energie nötig. „Rund die Hälfte der Energie, die ein konventionell gebautes Haus während seiner Existenz verbraucht, entsteht bei der Herstellung“, erklärt Schwarz. Auch der einstige Esslinger Forstamtsleiter Anton Watzek hatte vor Kurzem für den nachwachsenden Rohstoff geworben. Bei einem Waldumgang in Echterdingen hat er neben der Schutz- und Erholungsfunktion eine weitere zukünftige Aufgabe des Waldes ins Spiel gebracht: die des CO2-Speichers.

 

Diese Familie lebt seit zehn Jahren in einem Holzhaus

In dem nun geplanten Holzhaus an der Jakobstraße in Leinfelden sollen einmal neun Familien wohnen. Geplant ist ein Mix aus 1,5- und 4,5-Zimmer-Wohnungen. Die Baukosten wurden in einem vor zwei Jahren erstellten Vorentwurf auf knapp 2,5 Millionen Euro geschätzt.

Wie es ist, in einem Holzhaus zu leben, das weiß beispielsweise die Familie Rauber aus Plieningen. Vor ziemlich genau zehn Jahren hatten die Raubers an der Paracelsusstraße ein Haus gebaut, das nahezu komplett aus Holz besteht. „Wir würden das wieder machen“, sagt Ina Rauber heute. Sie lobt das angenehme Raumklima, das viel besser sei als in einem konventionellen Gebäude. „An den Decken ist das Holz sichtbar, die Wände sind mit Rigipsplatten bedeckt.“ Das Gebäude ist von außen mit Holzlatten beplankt, die etwas alle zehn Jahre gestrichen werden sollten, wie sie sagt. „Mit Fäulnis hatten wir bisher kein Problem.“

Es gebe aber auch Nachteile beim Baustoff Holz

Der Plattenhardter Architekt Stephan Bletzinger hat ebenfalls schon Holzhäuser geplant und gebaut. Und er äußert sich ein wenig zurückhaltender. „Gebäude aus Holz sind bauphysikalisch schwer in den Griff zu bekommen“, sagt er und meint damit besonders die Schallübertragung bei mehrgeschossigen Gebäuden. Zudem sei man gestalterisch eingeschränkt, da man auf die Verbindungen der verschiedenen Elemente achten müsse – große Spannweiten seien nicht möglich. „Holz gilt zudem als Wärmebrücke, weshalb eine zusätzliche Dämmung notwendig sei. „Und Holz speichert im Gegensatz zu Stein keine Wärme“, ergänzt er. Deshalb könne man Holzhäuser schnell aufwärmen, „aber sie kühlen auch rasch wieder ab“. Baubiologisch seien Holzhäuser sicher im Vorteil, da das Material keine Schadstoffe enthalte. „Und nicht jeder will vom Metall im Beton umgeben sein“, sagt der Architekt.

Auch er sieht den Kohlendioxid-Aspekt, macht jedoch geltend, dass das Holz nicht über große Entfernung transportiert werden dürfe. Damit liegt er mit dem Forstexperten Anton Watzek auf einer Linie. Der hatte beim Waldumgang nicht nur für die Holznutzung, sondern vor allem für die Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern geworben.