In der Manufaktur Wasni in Esslingen wird faire Mode „Made in Germany“ produziert und verkauft. Über Ideen und Vielfalt und Herausforderungen des Inklusionsunternehmens.

Esslingen - Beim Betreten des Ladens in der Küferstraße fällt sofort auf, wie bunt er ist. Das liegt an den Pullis, Hoodies und Sweatjacken, die auf den Kleiderständern ausgestellt sind. Das besondere Konzept von Wasni besteht darin, dass die Kunden sich ihr gewünschtes Oberteil selbst zusammenstellen können. „Die Kunden bestimmen selber, welche Farbe der Pulli hat, welche Farbe der Stoff hat, die Bündchen, die Kordelfarbe. All das ist frei bestimmbar und das wollen wir auch online darstellen“, erklärt Daniel Kowalewski, der Gründer und alleinige Gesellschafter der KOWAS gGmbH. Seit drei Jahren geht dies auch online anhand eines Konfigurators, welchen sich das Unternehmen durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert hat. Der Onlineshop stelle auf jeden Fall einen Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens dar. Wasni werde dadurch auch immer überregionaler bekannt, in Stuttgart und in der Region, aber auch in Berlin oder Hamburg.

 

Überstunden dank Mund-und Nasenmasken

Gerade in der Corona-Krise hat Wasni das Onlinegeschäft geholfen. Denn der Laden musste schließen und es wurde Kurzarbeit angemeldet. Zehn Tage lang hat niemand gearbeitet. Laut Kowalewski kam dann Anfang April die Überlegung auch Mund-und Nasenmasken zu nähen. „ Seitdem hatten wir dann eher das Problem, dass wir dann aus der Kurzarbeit direkt in Überstunden, Samstagsarbeit gegangen sind. Wir hatten einfach unglaublich viel zu tun, weil der Bedarf an Masken so groß war. Und so gesehen hat uns die Corona-Krise nicht unbedingt getroffen.“

Es liegt ein weiter Weg hinter Kowalewski. Fair und nachhaltig Kleidung zu produzieren, ohne dass diese einmal um die halbe Welt gereist ist, ist schwierig: „Die größte Herausforderung bei der Gründung war tatsächlich die Stoffbeschaffung. Das hat mich die ersten zwei Jahre wahrscheinlich die meiste Zeit gekostet.“ Anfangs kamen die Stoffe aus der Türkei. Kowalewski erzählt, dass es große Probleme mit dem Thema Einlaufen gab. Er habe eine Zeit lang jeden Abend sechs Meter Stoff mit nach Hause genommen, gewaschen, in der Manufaktur wieder ausgelegt, damit die vorher schon eingelaufen sind. Seitdem die Stoffe aus Portugal bezogen werden, haben Kowalewski und sein Team diese Probleme nicht mehr.

„So regional wie möglich“

Außer dem Stoff kommen alle Bestandteile aus Deutschland: Etiketten aus Göppingen; Kordeln aus Wuppertal, Nähgarn aus Sachsen. Dem Grundsatz „so regional wie möglich“ folgend sind die in der Esslinger Manufaktur produzierten Kleidungsstücke alle „Made in Germany“.

Vielfältig sind nicht nur die Farben der verkauften Kleidungsstücke. Die Diversität wird in dem Inklusionsunternehmen gelebt, indem Menschen mit und ohne Handicap zusammenarbeiten und Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten. Eine Mitarbeiterin ist gehörlos. Letztes Jahr haben dann alle zusammen mit einer Gebärdensprachdozentin einen Kurs gemacht und geübt.

Mittlerweile läuft das Geschäft so gut, dass Kowalewski noch eine achte Person als Verstärkung für das Team sucht.