Architektinnen und Architekten aus Stuttgart sind unter den Siegern und Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur 2023.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Sieger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur 2023 ist das Hotel Wilmina. Die aus Stuttgart stammende Architektin Almut Grüntuch-Ernst und ihr Partner Armand Grüntuch von dem 1991 gegründeten Büro Grüntuch Ernst Architekten BDA haben in Berlin ein ehemaliges Frauengefängnis in ein Hotel mit Gastronomie umgebaut. Vergeben wird der Preis von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

 

„Die Transformation des Bau- und Immobiliensektors hin zur Nachhaltigkeit schaffen wir nur im Umgang und Erhalt unseres Gebäudebestands. Das Hotel Wilmina zeigt auf vorbildhafte Art und Weise, wie aus nicht mehr genutzter Bausubstanz ein lebendiger Ort entstehen kann, der so nie hätte neu gebaut werden können“, sagt Amandus Samsøe Sattler, DGNB-Präsident und Vorsitzender der Jury.

Das Frauengefängnis wurde 1896 von den Architekten Adolf Brückner und Eduard von Fürstenau gebaut. 1985 wurde das Gefängnis geschlossen. Inhaftiert waren darin einst auch Menschen, die sich dem Nazi-Regime widersetzten.

Auch Büros aus Stuttgart waren nominiert

Heute gehört zu dieser Anlage neben den Hotelzimmern im früheren Frauengefängnis auch der Kultur- und Veranstaltungsort „Amtsalon“ sowie eine Hotelrezeption im ehemaligen Gerichtsgebäude, ein Restaurant und ein begrünter Innenhof, das „grüne Zimmer“.

Ebenfalls nominiert waren die Architekten Auer Weber, die auch ein Büro in Stuttgart haben. Sie haben in den 1980ern das Landratsamt Starnberg entworfen. Die in modularer Bauweise aus Holz, Stahl und Beton errichtete Struktur ist durchzogen von attraktiven Freiflächen und gilt als architektonischer Ausdruck demokratischen Bauens – sie wurden für ihren Erweiterungsbau nominiert. Formal haben die Architekten den Bestand weitergebaut, baulich sind die vier neuen Flügel an die heutige Zeit angepasst. Die Erweiterung des Landratsamts ist auch beim „DAM Preis 2023“ einer von fünf Finalisten.

Bez + Kock aus Stuttgart waren die Architekten für den nominierten Bau der Gesamtschule Rinteln in Niedersachsen. Die Schule war an drei verschiedenen Standorten der Stadt verteilt und wird nun umgenutzt. Für den Schulneubau wurde eine Holz-Hybrid-Konstruktion gewählt, das dafür verwendete Lärchenholz stammt aus dem eigenen Forstbetrieb des Bauherrn.

Zirkuläres Bauen in Hessen

Nominiert war zudem die Sanierung eines Rathauses aus den 1970er Jahren im hessischen Korbach. Dabei musste ein Anbau abgerissen werden, die ARGE agn–heimspielarchitekten aus Münster nutzten das Material im Sinne des Urban Mining Konzeptes als Rohstofflager: Teile des Abbruchs wurden ortsnah recycelt und im Neubau wiederverwendet. Dieser dient wiederum ganz im Sinne des kreislaufgerechten Bauens als sortenreines Materialdepot, sollte der Anbau einmal rückgebaut werden.

21 Einreichungen hatte die Expertenjury zu bewerten. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur feiert in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. Die Preisverleihung fand im Rahmen des 15. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf statt.