Schluss mit Schachtelsätzen, Phrasendrescherei und Nominalstil: Staatsrätin Gisela Erler trimmt die Landesbehörden auf besseres Deutsch. Ein Computerprogramm soll helfen.

Stuttgart - Sprache ist wichtig für die Demokratie. Politiker müssten so sprechen, befand Winfried Kretschmann unlängst, „dass jeder sie versteht“. Denn im Nichtverstehen entstehe die erste Entfremdung zwischen „denen da oben“ und „uns da unten“. Die Äußerungen des Ministerpräsidenten müssen dessen Staatsrätin Gisela Erler, zuständig für Bürgerbeteiligung, ins Grübeln gebracht haben. Vielleicht war es auch der Gebührenänderungsbescheid irgendeiner Behörde, dessen Bedeutung sich selbst einer so klugen Frau wie Gisela Erler nicht unmittelbar erschloss. Auch und gerade Behörden befleißigen sich ja gerne eines Stils, der dazu führt, dass sich das nicht verstehende Gegenüber klein und nichtig fühlt. Oder böse und wütend werden lässt. Beides ist nicht gut für die Demokratie.

 

280 000 Euro Anschaffungskosten

Also entschloss sich die Staatsrätin zum Handeln. Um die Verständlichkeit der Behörden wenigstens im schriftlichen Umgang mit dem gemeinen Bürger zu erhöhen, soll für die Landesverwaltung eine Software angeschafft werden. Das ließ sie jetzt die Amtschefs der Landesministerien wissen. „Verständliche Kommunikation – Software für die Landesverwaltung“, so lautet der Betreff. Zahlreiche Evaluationen, so lässt sie wissen, belegten, dass eine unverständliche Sprache Streit verursachen könne. Abhilfe soll der Einsatz von Software-Programmen schaffen. „Mit dieser technischen Hilfe können Schachtelsätze, übertriebener Nominal- und Passivstil, Floskeln oder überbordende Fremdworte identifiziert werden.“ Ähnlich einem Rechtschreibprogramm sei die Software am PC-Arbeitsplatz immer abrufbar, so Erler. Gerade mal 280 000 Euro koste die Software in der Anschaffung (pro Ministerium 25 500 Euro), dazu 72 000 Euro jährlich im laufenden Betrieb (6550 Euro pro Ressort).

Tatsächlich tun sich gerade die für die öffentliche Verwaltung unentbehrlichen Juristen häufig schwer mit verständlichem Deutsch. Manche überhaupt mit Deutsch. Vielleicht gibt es bald eine passende juristische Software, die sich mit der Software für verständliches Deutsch kombinieren lässt. Auch dem Landtag täte eine Anti-Phrasen-Software gut. Die Plenarsitzungen wären deutlich kürzer, die Demokratie gewänne.