Ansonsten enthielt das Konvolut aus dem Nachlass von Josef Hirn noch allerhand andere Kleinigkeiten – wer es eingeliefert hatte, bleibt ebenso diskret und unbekannt wie die naheliegende Frage, wer denn von nun an die neuen Besitzer sein mögen. Vertraulichkeit ist quasi die geschäftliche Atemluft der Versteigerer. Im Übrigen ging am vergangenen Samstag bei Eppli alles mal wieder ganz schnell: Um 11.05 Uhr rief Auktionator René Waldrab das Los mit der Nummer 5 auf, forderte von den Versammelten im Saal wie im Internet zunächst 1000 Euro – nur 30 Sekunden später ließ er bei 1300 Euro seinen kleinen Hammer aufs Pult sausen: „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten Mal!“

 

Wer die Stadtgeschichte kennt, wer weiß, welche Bedeutung dieser Josef Hirn dereinst besaß, dem drängt sich die naheliegende Frage auf: Gehören derlei Schätze nicht eigentlich ins Stadtarchiv am Bellingweg in Bad Cannstatt? Roland Müller, der Leiter des Archivs, antwortet frank und frei: „Wir kannten das Angebot aus dem Nachlass von Josef Hirn, haben es vor der Auktion eingehend geprüft.“ Aus rein fachlichen Gründen, so betonte der Archivdirektor, hätten er und seine Mitarbeiter entschieden, nicht mitzusteigern: „Wir besitzen das komplette alte Fotoarchiv des Tiefbauamtes, Tausende von Aufnahmen, also auch die 50 Fotos, die in dem Album stecken. Außerdem bestand das jetzt versteigerte Material ausschließlich aus Dingen, die man dem damaligen Bürgermeister geschenkt hatte.“

Stadtarchiv hatte kein Interesse an den Gegenständen

Was das Stadtarchiv wirklich interessieren müsse, seien, so betont Roland Müller, „hingegen Dokumente aller Art, die von Josef Hirn selbst stammen, etwa Briefe, Aufsätze, Reden, Tagebücher oder andere Aufzeichnungen“. Derlei Dinge seien für die Stadtgeschichte tatsächlich von Belang. Deshalb werde er nun versuchen, mit den Erben und Nachfahren von Josef Hirn in Kontakt zu treten, um herauszufinden, ob es derlei Dinge aus seinem Nachlass überhaupt gebe. Doch für den Fall des Falles sind die Möglichkeiten des Stadtarchivs leider recht gering: „Wir haben kein Geld, um Nachlässe zu kaufen – wir hoffen inständig. dass man sie uns stiftet.“